7. Juni 1968: Langhalsiges Baby namens "Nori"

7.6.2018, 07:00 Uhr
7. Juni 1968: Langhalsiges Baby namens

© NN

Bei einer geschlossenen Tauffeier konnte gestern die tierliebende Prominenz mit Bürgermeister Franz Haas und Stadtrat Dr. Ludwig Borger an der Spitze den Sproß der Kuh „Gitte“ und des Bullen „Joko“ gebührend bewundern. In einer Woche sollen alle Besucher das Mädchen „Nori“ an der Seite seiner Mutter sehen dürfen.

Argwöhnische Mutter

Der fast fünf Meter hohe Vater, der 1962 im Alter von 14 Monaten vom Verein der Tiergartenfreunde gestiftet worden ist, muß das Familienglück aus der Distanz betrachten. Er labte sich in einem separaten Gehege am frischen Feststrauß, während sich nebenan alles um Mutter und Kind drehte.

Argwöhnisch verfolgte „Gitte“ (sie kam 1964 zusammen mit Konsul Grundigs Spende „Gabi“ zweijährig aus Kenia), was der erste Besuch mit ihrem scheuen Baby anstellte. Das Kleine mußte sich messen, von oben und unten und dazu noch von allen Seiten fotografieren lassen.

Der Direktor schwärmte

Tiergartendirektor Dr. Alfred Seitz schwärmte indes von dem großen Wurf. Schließlich war es am Pfingstmontag eine schwere Geburt gewesen, ehe sich der Chef der Gehege am Schmausenbuck stolz in die Brust werfen konnte. Drei Stunden lang brauchte „Gitte“, um ihr Kind zur Welt zu bringen. Tierarzt Dr. Vogel gab ihr aus respektvoller Entfernung mit der Injektionspistole eine wehenfördernde Spritze, denn mit Giraffenmüttern ist in solchen Stunden nicht zu spaßen. Bald aber durfte Dr. Seitz „das schöne Ergebnis der sorgfältigen Pflege“ verkünden. obwohl das Junge „mit einem beängstigenden Krach zu Boden gefallen war“, weil Giraffen im Stehen gebären.

Mühlquelle entdeckt

Die Freude des Direktors und des Pflegers Wolfgang Schirmer, die bis zum freudigen Ereignis sieben aufregende und bange Wochen hinter sich gebracht hatten, war vollkommen, als sich das Mädchen eine Stunde später breitbeinig aufstellte und nach weiteren. 20 Minuten die Milchquelle bei der Mutter entdeckte. Denn: „Giraffengeburten sieht man mit gemischten Gefühlen entgegen, weil zu einer sorgfältigen Pflege auch noch eine Portion Glück kommen muß“ erzählte Dr. Seitz.

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