An der Nürnberger Stadtgrenze riecht’s nach Ärger

23.7.2012, 16:00 Uhr

„Rücksichtslos.“ Mit einem Wort bringt Peter Büttner seine Verärgerung über den Nachbarn auf den Punkt. Genauer: über die Nachbarstadt. Büttner wohnt in dieser Hinsicht kritisch, nämlich an der Stadtgrenze. Er ist Vorsitzender des Bürgervereins Nürnberger Westen, der an vielen Stellen nur eine Straße von Fürth getrennt ist.

An den Vorgängen auf der anderen Straßenseite entzündet sich der Ärger der Nürnberger. Beispielsweise auf dem brachen Gelände an der Südwesttangente. Dort soll das neue Fußballstadion der SpVgg Greuther Fürth entstehen. Das aber ist für Büttner, selbst kein Fürth-, sondern Club-Fan, nur schwer vorstellbar(wir berichteten).

„Ein Stadion würde eine enorme Parkbelastung für die angrenzenden Gemeinden Gebersdorf und Kleinreuth bedeuten“, ist er sich sicher. Überhaupt hält er verkehrstechnisch den Bau einer Arena im dortigen Gewerbegebiet für nicht realisierbar. „Die Zufahrt dort würde in kurzer Zeit alles verstopfen — auch in Fürth bis in die Stadtmitte“, prophezeit er.

Inzwischen hat er auch Unterstützer auf der anderen Seite gefunden. Jürgen Schmidt wohnt in der 100-Einwohner-Gemeinde Weikershof in Fürth, unweit des Geländes, das für den Stadion-Neubau infrage kommt. „Wir haben viele SpVgg-Fans“, sagt Schmidt und hält zum Beweis seinen Beutel mit dem Kleeblatt hoch. Aber das Stadion hier, „das würde uns große Probleme machen“.

Die schlechte Anbindung (nur eine Buslinie) sorgt auch Fürths Stadtrat Herbert Schlicht — wegen des angrenzenden Wasserschutzgebiets. „Das sind potenzielle Wild-Parkflächen, wenn es eng wird.“ Der Nürnberger Peter Büttner will in der Sache deshalb vor allem eines verhindern: „Dass die Anwohner ausgeschlossen werden.“ Auch die Nürnberger. Er fordert deshalb dringend ein Raumordnungskonzept.

„Das Stadion ist keine Angelegenheit der Stadt, sondern ein Wunsch der SpVgg und das Bauvorhaben eines Privatmanns“, erklärt Fürths Baureferent Joachim Krauße. Noch prüfe man, ob das Gelände für den Bau überhaupt geeignet ist. Aber: „Wir nehmen auch Sorgen aus der Nachbargemeinde ernst.“ Man könne nur nicht garantieren, dass alle zufrieden sind.

Wie viel Rücksicht aber muss die Nachbarstadt bei Bauvorhaben eigentlich nehmen, wenn es um Gebiete an der Stadtgrenze geht? „Wenn es sich um große Vorhaben wie ein Stadion handelt, wird der Kreis größer“, sagt Gerhard Steinmann, stellvertretender Leiter der Nürnberger Bauordnungsbehörde. Beim Arena-Neubau sind er und seine Mitarbeiter integriert. Das bedeutet: „Wir prüfen auf Nürnberger Seite Faktoren wie Lärm und Verkehr.“

Für den Ausgang eines Projekts aber kann die Nürnberger Baubehörde auch nur eine Empfehlung aussprechen. So geschehen bei der Genehmigung eines Spielhallen-Komplexes in der Waldstraße vor ein paar Jahren. Auch das ist Büttner ein Dorn im Auge. „Wir gehen bei uns gegen Spielhallen vor — und da zieht man ein riesiges Casino hoch.“

Tatsächlich öffnet in der Waldstraße, ohnehin „Daddelbuden-Problemzone“, genau heute eine neue Spielothek. „Die Baugenehmigung ist noch aus dem Jahr 2009“, erklärt Baureferent Krauße. Und deshalb trotz neuer Verordnungen gültig. Diesem Spielbetrieb haben die Nürnberger Baubehörden eigentlich eine Absage erteilt. Trotzdem erhielt das „Casino“ die Zusage. „Das aber ist eine Ausnahme“, sagt Krauße. Eigentlich gehe man in Fürth restriktiv gegen Spielhallen vor, habe auch zwei Genehmigungen gerichtlich verhindert — an der Stadtgrenze.

Ansprechpartner fehlt

Peter Büttner stinkt’s dennoch. Und zwar nicht nur Spielhalle und Stadion — sondern tatsächlich auch wegen der Gerüche, die nach Höfen wehen. „Es riecht nach Butterhörnchen“, sagt er und verweist auf die Düfte aus einer Backwaren-Fabrik. Hinzu komme Lärmbelästigung durch die Kühl- und Lüftungsanlagen verschiedener Firmen.

Sein größtes Problem aber ist: „Oft hat man gar keinen Ansprechpartner. In Nürnberg wird man nach Fürth verwiesen — und dort ist man für Nürnberger nicht zuständig.“

Noch ein Grund für dicke Luft.