Auf Schneeschuhen 12-Stunden rund um den Watzmann

24.2.2015, 09:16 Uhr
Auf Schneeschuhen 12-Stunden rund um den Watzmann

© Peter Ehler

Hinter dem Watzmann taucht majestätisch die Abendsonne ein, unter den Füßen knirscht harschig der Schnee, die Stimmung ist auch nach acht Stunden noch prächtig. Dabei haben die rund 50 Schneeschuh-Tourengeher noch vier Stunden vor sich, ehe der Zieleinlauf für ein extravagantes Abseits-Erlebnis ansteht: Die erste Zwölf-Stunden-Schneeschuhwanderung in den Deutschen Alpen rund um das legendäre Watzmann-Massiv im Berchtesgadener Land.

Schon direkt nach der Ankunft im Morgengrauen war der Watzmann ins Blickfeld getreten und blieb den ganzen Tag über treuer Begleiter. Der 2713 Meter hohe Berg stellte die atemberaubende Kulisse für das kräftezehrende Ausdauer-Abenteuer. Los ging es bei Tagesanbruch im Rahmen der neuen Berchtesgadener Land Winter-Outdoor-Tage. An der Talstation der Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall wurden die Lawinensuchgeräte aktiviert, Lawinenschaufel und Sonde kontrolliert, um dann als trainierter Wintersportler nach einer gänzlich neuen Herausforderung suchen zu können. Ein letzter Materialcheck mit den Profis und schon ging es rauf auf den Berg – in der ältesten im Original erhaltenen, ganzjährig verkehrenden Großkabinenseilbahn der Welt. Denn die legändere Predigtstuhlbahn bringt ihre Gäste seit 1928 zuverlässig nach oben und zählt noch heute zu den zehn spektakulärsten Seilbahnen der Welt. Kaum ging es gemächlich hoch, zog der Seilbahnführer seine alte Mundharmonika und spielte den erwachenden Tag vor beeindruckender Winterkulisse an.

Faszinierende Gebirgslandschaft

Die Tourdaten lasen sich nüchtern, hatten es aber mächtig in sich. Gemeinsam mit erfahrenen Bergführern und abseits jeglicher Touristenwege sollte der kernige Trupp vom Predigtstuhl über das plateauförmige Lattengebirge und den Toten Mann (1392 m) seine Spuren im Schnee ziehen, bis er in der Nacht nach insgesamt 27,5 Kilometern, 972 Aufstiegs- und 1969 Abstiegshöhenmetern in Schönau am Königssee sein Ziel erreichen sollte.
„Eine kräftige Kondition sollte man schon mitbringen“, sagte Bergführer Toni Grassl, auf dessen Initiative der Event ins Leben gerufen wurde, „und natürlich Zuneigung zu unserer faszinierenden Gebirgslandschaft, die sich im Winter und gerade im variierenden Licht der Tageszeiten noch facettenreicher präsentiert.“

Das 12-Stunden-Schneeschuh-Package war erstmals im deutschen Alpenraum angeboten worden. Schneeschuh-Guide Eddy Balduin hatte noch am Vortag mit seinen Bergführern die Tour in und um die landschaftlich einzigartige Alpen-Nationalpark-Region abgelaufen und an einer überhängenden Schneewechte die gefährliche Passage mit einem Seil gesichert. Schließlich sollten neben den ambitionierten Schneeschuhwanderern auch gut trainierte Einsateiger noch zu vorgerückter Stunde den Spaß an der Tour nicht verlieren – obgleich die Zeit, schließlich war der Outdoortag um ein Vielfaches länger als ein Tag im Büro oder in der Arbeit, schon bei manchem Teilnehmer an der Substanz zehrte.

Dafür hatte die Schneeschuhwanderung vor allem in der Mittagssonne nicht nur ihren sportlichen Reiz. Warteten im Süden des Berchtesgadener Landes mit Königssee und Kehlstein weltberühmte Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten. Der Nationalpark, aus dem der 2713 Meter hohe Watzmann als imposantester Berg Deutschlands steil aufragt, führte auf beschaulichen Wegen in die Einsamkeit und ließ gleichzeitig die Herzen erfahrener Alpinisten höher schlagen. „Fein war es“, bestätigte denn auch Hubert Lang aus Neumarkt. Der Oberpfälzer ist im Sommer bei Wanderungen im Oberpfälzer Jura unterwegs und hatte mit ausgedehnten Berg- und Wandertouren ausreichend Kondition für die kräftezehrende Winterwanderung geblockt. „So lange war ich noch nie in Schneeschuhen unterwegs.“ Klar, dass er im nächsten Jahr wieder mit dabei sein will.

Touren auch 2016

Denn auch 2016 wird die Region Berchtesgadener Land die Schneeschuhtour erneut kostengünstig anbieten. Zur Premiere waren pro Person 69 Euro zu bezahlen. Das „Startgeld“ beinhaltete neben der professionellen Begleitung Leihausrüstung, die Teilnahme am Rahmenprogramm der Winter-Outdoor-Tage und diverse Extras. Als Zugabe gab es für die Nacht für jeden Teilnehmer eine Stirnlampe. Die Übernachtung war schon ab 29 Euro in einer Pension dazu zu buchen.

„Mit den ersten Berchtesgadener Land Winter-Outdoor-Tagen wollten wir Tiefschnee-Einsteigern sowohl die Freude am Abenteuer vermitteln, als auch den nötigen Respekt vor der Natur und den richtigen Umgang in puncto Sicherheit“, sagte Stephan Köhl von der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH. Gemeinsam mit lokalen Bergführern hatte er das ehemalige reine Skitouren-Festival jetzt um zwei zusätzliche Disziplinen zu einem vollständigen Off-Piste Festival erweitert. Während das theoretische Angebot an hochkarätigen Vorträgen, Sicherheitstrainings und Workshops weitgehend bestehen blieb, wurde der praktische Bereich um geführte Touren für Schneeschuhwanderer und Freerider ausgebaut. „Damit tragen wir der aktuellen Entwicklung Rechnung, die weg von der Piste, rein in die Natur leitet“, so Köhl weiter.

Wer bis zum nächsten Winter nicht warten und einmal mit einem Schneeschuh-Guide auf eine Schnuppertour gehen möchte, kann die bis Ende März. Eddy Balduin bietet Wanderungen für Urlauber, ambitionierte Schneeschuh-Geher und Schnupperkurse unter www.berchtesgaden-ski.de an, weitere Informationen und extravagante Tourenangebote aus den Bereichen Schneeschuhwandern, Skitourengehen und Freeriden sowie alle Infos finden sich beim Tourismusverband unter www.berchtesgadener-land.com
 

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