Birchers Flocken sind bei MyMüsli zeitlos schön

21.2.2017, 19:32 Uhr
Birchers Flocken sind bei MyMüsli zeitlos schön

© Foto: Peter von Beyer

Haferflocken, 3.500 Euro und eine Internetseite: Mit diesen Zutaten haben Max Wittrock, Hubertus Bessau und Philipp Kraiss das Unternehmen MyMüsli gegründet. "Ein Glück", sagt der 34-jährige Wittrock über die Geschäftsidee. Denn Einfälle hatten die Anfang 20-Jährigen damals viele, darunter auch ein "Heuschnupfen-Survival-Kit" mit Atemröhrchen für die Nase.

Schnell wurde ihnen klar: Mit einer geschwollenen Nase lässt es sich leben, mit ungeliebten Rosinen im Haferbrei hingegen nicht. Es sollte ein Müsli her, das individuell gemischt werden kann – und deshalb für jeden Geschmack passt.

Auslöser war der Radiowerbespot eines Müsliherstellers aus Baden-Württemberg in schwäbischer Mundart. "Das können wir besser", haben sich die Männer von MyMüsli gedacht und zehn Jahre später mit dem Deutschen Marketing Preis die Bestätigung dafür bekommen.

Sie vermarkten sich gerne als Unternehmer aus der bayerischen Provinz. Bodenständig und heimatverbunden wollen sich die drei Passauer präsentieren. Doch längst gibt es ein Büro in Berlin – dort, wo zwischen Jutebeutel und Nerdbrille die Trends aufgespürt werden. Soziale Netzwerke wie Instagram sind zur unverzichtbaren Marketingplattform geworden. Hier posten Stars Fotos von ihrem Essen und zeigen Blogger, was auf dem Teller gerade angesagt ist.

Als MyMüsli 2007 mit seiner Webseite online ging, war das iPhone noch keine vier Monate alt. Die drei Passauer Studenten hatten mit ihrem Onlineshop den Nerv der Zeit getroffen. Noch heute kann das Müsli nur im Internet selbst gemixt werden. In den 55 Läden im deutschsprachigen Raum stehen Müslimischungen mit Matcha-Tee, dem Urgetreide Emmer oder Kakaosplittern in runden Dosen. Immer wieder müssen die Mitarbeiter die Verpackungen drehen, damit ihre Aufschriften wie "Zeitlos schön" oder "Abenteuer" gut lesbar sind.

Für handelsübliche Küchenschränke sind die Verpackungen zu groß. Oft stehen sie auf der Küchenzeile und "springen sofort ins Auge", sagt Wittrock. Ein Zufall, denn die runden Dosen waren die einzige Verpackung, die sich die drei Männer in den Gründungsjahren leisten konnten.

In ihren Konfirmationsanzügen sind sie über Messen getingelt, haben ihre Idee vorgestellt und Absagen von Lieferanten kassiert. Daran, dass sich Bio-Müsli im Internet verkaufen lasse, wollte keiner glauben. Da half selbst ein Ausdruck der Webseite nichts.

Doch die "Müslimänner", wie sie selbst über sich sagen, waren hartnäckig. Ein Münchner Immobilienmakler gab entnervt auf und vermietete ihnen einen Laden am Viktualienmarkt. Mit Verkaufsflächen, die nur wenige Tage bestehen, befeuern sie mittlerweile die Nachfrage. Eine vollautomatische Müsli-Mix-Maschine sorgt für raschen Nachschub. Und nun sollen noch mehr Länder vom Müsli überzeugt werden – ohne dass die Rezeptur dafür angepasst werde, wie Wittrock verspricht.

 

 

Keine Kommentare