Ein Luftkurhaus und Schützenheim zugleich

29.4.2011, 00:00 Uhr
Ein Luftkurhaus und Schützenheim zugleich

© Bernd Böhner

Es ist am Samstag, 30. April, genau 100 Jahre her, dass das Waldschießhaus der seit 1912 „Königlich-Privilegierte Hauptschützengesellschaft“ in der Spardorfer Straße 80 eingeweiht wurde. Grund für den Wechsel vom Altstädter Schießhaus hinaus vor die Tore der Stadt waren nicht etwa beengte Räumlichkeiten im Altstädter Schießhaus am Fuße des Burgbergs, sondern — heute würde man das so benennen – Gründe des Umweltschutzes. Ursprünglich waren die Schützen nämlich in dem am Burgberg liegenden Altstädter Schießhaus aus dem Jahr 1729 zu Hause, einem Haus „An den Kellern 30“, von dem heute nur noch Teile stehen – der Abriss der Schießhalle erfolgte erst 1965.

Ruhebedürftige Professoren

Ein Luftkurhaus und Schützenheim zugleich

Konkreter Grund: Der Burgberg wurde Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer stärker mit Villen von Erlanger Universitäts-Professoren bebaut, rund um die Keller wuchsen Häuser aus dem Boden — das Schießhaus, obwohl mit den älteren Rechten ausgestattet, wurde zu laut. „Die zunehmende Bebauung des Burgberges brachte es jedoch mit sich, dass die Durchführung des Schießbetriebs von Jahr zu Jahr problematischer wurde“, heißt es dazu ohne besondere Wertung in der Chronik des Vereins. Dem damaligen Magistrat der Stadt waren die Aktivitäten schon seit 1906 ein Dorn im Auge, und so erhielten die Schützen für ihren Verzicht als Ausgleich das Gelände im Meilwald und zusätzlich 12000 Reichsmark für die anfallenden Kosten für einen Neubau im östlich gelegenen Meilwald.

Zum letzten Mal geschossen wurde auf dem Bergkirchweihgelände am 11. Oktober 1909, danach folgte der Umzug vom „liebgewordenen Altstädter Schießhaus“, wie es etwas wehmütig hieß, ins neue Domizil.

Nach einem Intermezzo als Clubhaus der US-Panzertruppe 1945 war es — wegen der guten Waldluft — ab 1947 Erholungsheim für TBC-kranke Kinder, später ein weithin bekanntes Tanzlokal, das — so zeigen es Bilder in der Chronik — auch schon mal als „Scheißhaus“ veralbert wurde.

Heute geht es wieder seriös zu, da der Verein neuen Zulauf erhielt: Mit dem Bau einer Anlage für Bogenschützen wurde das Waldschießhaus letztmals erweitert — und ein beliebtes gastronomisches Ziel für die Erlanger ist es auch schon seit einigen Jahren.

Ausgiebig gefeiert wird das Jubiläum übrigens am 21. und 22. Mai.