Ein Stück Straßenbahngeschichte wird ausgemustert

28.2.2011, 09:29 Uhr
Ein Stück Straßenbahngeschichte wird ausgemustert

© Harald Sippel

Mitte der 1970er Jahre kaufte die VAG die Züge, die zunächst die Typbezeichnung N6 trugen. Zehn Millionen Mark (gut 5,1 Millionen Euro) kosteten die zwölf Fahrzeuge damals. Weitere sieben Millionen Mark (knapp 3,6 Millionen Euro) steckte die VAG in den Jahren 1992/93 in die Züge, die damit zu den ersten Niederflur-Straßenbahnen Nürnbergs umgebaut wurden.

Jedes Fahrzeug erhielt einen tiefergelegten Mittelteil – die so genannte Sänfte –, der das Ein- und Aussteigen erheblich bequemer machte. Dadurch verlängerte sich die Zug-Abmessungen von rund 20 auf knapp 26,5 Meter. Und das Platzangebot wuchs von 101 auf 146 Sitz- und Stehplätze. Gleichzeitig wurde die Typenbezeichnung der Züge in N8 geändert.

Seit 2006 nimmt die VAG die Bahnen nach und nach aus dem Verkehr. Der Grund: Die Wartung der vergleichsweise betagten Fahrzeuge wird immer schwieriger, die Beschaffung von Ersatzteilen ist teuer und zeitaufwendig. Denn auch bei den Straßenbahnherstellern haben in Sachen Antriebs- und Steuerungstechnik längst neue Philosophien Einzug gehalten.

In Krakau, das bislang neun N8er als Geschenk bekommen hat, spielt dies keine Rolle. In den Verkehrsbetrieben der polnischen Partnerstadt arbeiten noch viele Flaschner und Werkzeugmacher, die Straßenbahnersatzteile selbst bauen können. Die VAG hingegen setzt aus Lohnkostengründen auf den Austausch von Bauteilen bzw. ganzer Baugruppen.

Die drei letzten N8-Straßenbahnen bleiben ab dem morgigen Dienstag im Depot an der Katzwanger Straße stehen. Für einige Zeit will die VAG die Züge als äußerste Betriebsreserve behalten. Spätestens in einem Jahr sollen dann zwei der Fahrzeuge ebenfalls an Krakau abgegeben werden. Ein Zug (die Nummer 363), der seinerzeit als dritter in Nürnberg ausgeliefert wurde, bleibt hier. Er wandert ins Historische Straßenbahndepot in St.Peter. Der Verein der Straßenbahnfreunde will diese Bahn künftig auch für Rundfahrten nutzen.
 

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