Anlaufpunkt für Großstadtkatzen

5.8.2014, 08:42 Uhr
Anlaufpunkt für Großstadtkatzen

© Stefan Hippel

Das mag daran liegen, dass die Räumlichkeiten im ehemaligen „Café Böckler“ zwischenzeitlich unter dem Namen „Weinstelle“ als Baustellenzwischennutzung funktionierend allerlei buntes Volk angezogen hatte.

Den unaufgeregt rohen Charme der Interimslösung hat auch das „Café Bar Katz“ beibehalten (ein Kinderspiel insofern, als doch Florian Seyberths „Weinstelle“ sich des bereits bestehenden Katz-Mobiliars erfreuen konnte): Einladend bequeme Oma-Sofas warten vor blanken Wänden auf Besucher, das Interieur kunterbunt von überall her zusammengesammelt und dabei in sich völlig stimmig. „Berlin-Style“ könnte man jetzt sagen, würde man solche Vergleiche nicht besser tunlichst vermeiden.

Viel wichtiger als alles, was drinnen geschieht (und das ist einiges) ist ohnehin, was draußen vor der Fensterfront so passiert. „Das Katz“ nämlich wartet mit einer mehr als großzügigen, quasi von morgens bis abends sonnenbeschienenen Außenfläche auf, die ungefähr immer voll besetzt ist. Weil’s halt so schön ist, zum Gucken und Ausruhen und Quatschen und dann geht der Nachmittagskaffee (zwei bzw. drei Euro) plötzlich in den Moscow Mule (6,80 Euro) über und der Orange-Käse-Thymian-Kuchen (3,20 Euro) in den Linsensalat (4,80 Euro), gegrillte Piadine (ab 5,80 Euro) oder Suppen (wie viele andere Tagesgerichte auf Anfrage). Das Angebot ist reichhaltig und vielfältig (beispielsweise Tegernseer 0,33 für 2,90 Euro, Meister 0,4 für 3 Euro, Weinschorle 0,4 für 5,80 Euro) – dafür gibt’s das Kuddelmuddel und Gewusel in der Einflugschneise Insel Schütt-Zentrum gratis obendrauf.

Was tagsüber tendenziell eher ein gesetzter Treff- und Ruhepunkt für Familien und Ältere ist, wird in den Abend hinein ganz schnell ein bisschen zackiger und jünger, so dass das Team um Geschäftsführerin Tuyet Dao alle Hände voll zu tun hat, das große Sortiment hochwertiger Spirituosen – darunter sind allein zehn verschiedene Sorten Gin (als Gin Tonic für 6,80 bis 10,80 Euro zu haben) – zu Longdrinks für das Feiervolk zu vermengen.

Wer dank der „Weinstelle“ seine Liebe zum französischen „Vin Naturel“ (das sind Naturweine ohne Zusatzstoffe, ungefiltert mit minimalem Schwefelgehalt) entdeckt hat, darf der hier sehr gerne weiterhin frönen oder bei den verschiedensten anderen Europäern (ab 4,80 Euro) bleiben.

Und sich dabei mal ein bisschen Gedanken über den Namen des Cafés machen, bei dem sich die Inhaber André Reinert und Richard Graf, die seit zwölf Jahren erfolgreich die Burgmauer-Restauration Kopernikus führen, nämlich durchaus was gedacht haben.

Kleiner Tipp: Wenn man sich ein bisschen umschaut, kann man den Grund ganz leicht sehen. Dafür muss man nur mal kurz die genussvoll geschlossenen Nachmittagssonnenaugen öffnen.

Mehr Informationen über das Café Katz in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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