Förderverein: Führungen durch den Paniersbunker

30.12.2009, 00:00 Uhr
Förderverein: Führungen durch den Paniersbunker

© Horst Linke

Exakt 30 steile und abgenutzte Treppenstufen führen zwölf Meter hinab in den hohen, nur zehn Grad warmen Raum. Wände und Böden sind grau, es riecht muffig. Wer durch die schmalen, scheinbar endlosen Gänge des Panierbunkers blickt, kann erahnen, wie sich die Menschen vor 65 Jahren gefühlt haben müssen. Fast 20000 zitterten dort unten, als am 2. Januar 1945 britische Kampfbomber die Stadt angriffen. Eine Stunde lang fielen 6000 Sprengbomben, eine Million Brandbomben und 120 Luftminen auf Nürnberg herab. Über 1800 Frauen, Männer und Kinder kamen in ganz Nürnberg bei dem Angriff ums Leben.

«Auf der engen Treppe kam es oft zu schweren Stürzen«

Damit die Besucher eine Vorstellung von den bangen Stunden im Bunker bekommen, haben die Mitglieder des Fördervereins Zeitzeugen für die Führungen in der kommenden Woche engagiert. Daneben wurden zahlreiche Infotafeln aufgestellt, die mit Karten oder Bildern des zerstörten Nürnbergs bestückt wurden. Drei in dicke Mäntel und Kopftücher gehüllte Schaufensterpuppen, die in einer Ecke im Raum «Norisgrotte« sitzen, sollen andeuten, wie die verängstigten Menschen stundenlang ausharren mussten.

Im Bunker musste man eng zusammenrücken. Ausgelegt war der ehemalige Bierkeller aus dem 14. Jahrhundert für rund 20000 Menschen. «Wahrscheinlich waren aber viel mehr hier unten«, weiß Jürgen Reinhardt vom Förderverein. Wenn die Sirene ertönte, mussten die Menschen ihre Habseligkeiten packen und schnellstens in einen der ehemaligen Bierkeller flüchten. «Auf der engen Treppe kam es oft zu schweren Stürzen«, so Reinhardt. «Das Schlimmste aber war, dass die Menschen nicht wussten, was sie erwartete, wenn sie nach dem Luftangriff wieder ans Tageslicht kamen«, ergänzt sein Kollege Franz Wolff.

Rohrstümpfe der Toilettenanlage ragen noch aus dem Boden

Auch bei dem schlimmsten Luftangriff vor 65 Jahren drängelten sich Tausende Menschen in den Räumen. Darunter waren nicht nur Zivilisten. Polizei oder das Rote Kreuz hatten eine kleine Kommandozentrale im Paniersbunker aufgebaut. Auch die Stadtverwaltung samt Bürgermeister bezog tief unter der Erde Quartier. Mobiliar ist freilich nicht mehr zu sehen. Nur die Rohrstümpfe der einstigen Toilettenanlage ragen noch ein Stück aus dem Boden.

Karten für die Führungen im Paniersbunker gibt es direkt vor Ort (Paniersplatz 37). Die Führungen finden von Samstag, 2. Januar, bis Sonntag, 10. Januar, (außer Donnerstag, 7. Januar und Freitag, 8. Januar) jeweils von 11 bis 17 Uhr alle 30 Minuten statt und dauern rund eine Stunde.