Freifunker kämpfen um WLAN für Flüchtlinge

6.11.2015, 08:59 Uhr
Freifunker kämpfen um WLAN für Flüchtlinge

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Herr Mühlenbrock, viele wundern sich, dass Flüchtlinge überhaupt Handys haben. Wie wichtig ist denn das Internet für diese Menschen?
Peter Mühlenbrock: Ich würde den freien Zugang zum Netz auf eine Stufe mit Wasser und Strom setzen. Gerade für Flüchtlinge, die neu im Land sind, ist das noch wichtiger als für uns. Wir können uns verständigen, sie meistens noch nicht. Aber leider stecken wir bei diesem Thema noch mitten im 20. Jahrhundert. Wir rennen da gegen eine Wattewand.
Auf welche Probleme stößt Ihre Initiative Freifunk denn konkret?
Mühlenbrock: Das ist seltsam zwiegespalten. Auf der einen Seite halten alle, die direkt mit den Menschen in den Unterkünften zu tun haben, den Internet-Zugang für absolut notwendig. Man weiß, dass nur so der Kontakt zur Heimat möglich ist, dass damit Übersetzungsprogramme genutzt werden können und sich die Betroffenen mit dem Smartphone in Deutschland besser zurechtfinden. Aber in der Realität geht wenig voran, immer bekommt einer kalte Füße.
Woran scheitern Sie denn?
Mühlenbrock: Wir haben in Nürnberg bereits mehrere Vorstöße unternommen. In der Zeltstadt am Stadionbad etwa blieb das Anliegen beim städtischen Organisationsamt stecken, das mit fehlenden technischen Kapazitäten argumentierte. In der Tillystraße wollte der Bayerische Rundfunk mit seinem Funkturm an der Wallensteinstraße einspringen, doch am Ende kam doch ein Nein. Und der private Betreiber einer großen Unterkunft am Aufseßplatz sagte erst Ja, um dann wegen der Kosten einen Rückzieher zu machen.
Womöglich ist das Geld ein ernstzunehmendes Problem?
Mühlenbrock: Auf keinen Fall. In den Unterkünften wird alles Mögliche umgebaut. Ein schneller VDSL-Anschluss kostet nicht mehr als 40 Euro im Monat, zehn Router einmalig rund 200 Euro. Damit könnte man 100 Leute problemlos ans Internet bringen. Wir Freifunker würden die nötigen Server mieten, das WLAN kostenlos installieren und die gesetzlich geforderte Störerhaftung übernehmen. In 20 Einrichtungen in ganz Franken ist uns das immerhin schon geglückt.
Was könnte die Stadt unternehmen, damit Flüchtlinge ins Netz kommen?
Mühlenbrock: Sie könnte zum Beispiel privaten Betreibern von Unterkünften die Auflage machen, ein WLAN zu installieren. Und sie könnte in ihren eigenen Quartieren Internet anbieten. Die Stadt Erlangen hat es in einer Erstaufnahme-Einrichtung bereits eingerichtet; in einer zweiten ist WLAN vorgesehen. Das könnte man sich doch abgucken.
Haben Flüchtlinge jetzt überhaupt keine Internet-Möglichkeit?
Mühlenbrock: Sie können mit den SIM-Karten ihrer Handys ins Netz, doch das kostet und das Datenvolumen ist in Windeseile aufgebraucht. Die Flüchtlinge im Stadionbad marschierten bis zu Burger-King an der Regensburger Straße, um den kostenlosen Hotspot dort zu nutzen.

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