Gewalt an Frauen im Fokus

14.3.2016, 18:40 Uhr
Gewalt an Frauen im Fokus

© Foto: Lisa Koch

Wir sind noch lange nicht an dem Punkt, an dem wir von echter Gleichberechtigung sprechen können“, eröffnete Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich den Empfang. Nach kurzen Worten der Begrüßung und des Dankes erhielt Prof. Petra Bendel als Gastrednerin das Wort.

Die Politikwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des Zentralinstituts für Regionenforschung der FAU nannte statistische Zahlen, nach denen fast 60 Prozent der seit Januar ankommenden Flüchtlinge Frauen und Kinder seien. Des Weiteren erläuterte Bendel auch geschlechtsspezifische Fluchtursachen, wie zum Beispiel kulturell akzeptierte Formen von Gewalt gegen Frauen im Falle von „Ehrenmorden“ oder weiblicher Genitalverstümmelung, die Frauen dazu bringen, ihr Heimatland zu verlassen.

Sie beleuchtete die Situation der weiblichen Asylsuchenden auf den Transitrouten und sprach in diesem Zusammenhang davon, dass Frauen auf ihrer Flucht vielfachen Formen von Erpressung, Ausbeutung und geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt seien und sich generell in einer extrem unsicheren Situation befänden, da es bisher keine sicheren und legalen Wege nach Europa gäbe. Mädchen und Frauen liefen Gefahr, auf dem Weg auch Opfer von Menschenhandel und Prostitution zu werden.

Zwangsheirat und Übergriffe

Ebenso gebe es Praktiken, nach denen Mädchen auf dem Weg zwangsverheiratet würden, so dass die Ehemänner dann im Zweifelsfall von einer Familienzusammenführung profitieren könnten.

Nicht tragbar seien auch die unzureichenden Unterbringungssituationen in mehreren Mitgliedsstaaten wie in Idomemi an der mazedonisch-griechischen Grenze. Stets fehle es an Sicherheit vor sexuellen Übergriffen und Gewalt, sowie dem Zugang zu grundlegender Hygiene und dem Gesundheitssystem.

Auch die Information über die eigenen Rechte müsse durch eine hochwertige Rechtsberatung sichergestellt werden. Bendel definiert die Gruppe der sogenannten besonders vulnerablen Personen, zu denen Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung, aber vor allem auch schwangere, stillende Frauen und heranwachsende Mädchen zählen. Es gebe noch erheblichen Forschungsbedarf, um die genauen Bedürfnisse von Frauen auf der Flucht ausfindig zu machen und dann Standards umzusetzen.

„Auch wenn die Lage momentan schwierig ist, müssen Verfahren, Aufnahme und Unterbringung hierzulande gendersensibler werden“, appellierte Bendel. Dabei reiche es nicht, Frauen als Opfer zu betrachten, sondern man müsse Lösungen in der Integrationspolitik schaffen, die zum Empowerment und zur Selbstbestimmung der Frauen führe.

Im Anschluss an die Festrede fiel der Landtagsabgeordneten Alexandra Hiersemann die Aufgabe zu, die bevorstehende Verabschiedung von Bezirksrätin Gisela Niclas aus ihren bisherigen Tätigkeitsbereichen zu verkünden und dieser im Rahmen einer Ehrung mit einer Ansprache für ihre Arbeit und ihr Engagement, insbesondere aber auch für die Frauenpolitik zu danken.

Gisela Niclas griff dann noch einmal das Thema des diesjährigen Frauenempfangs auf. Sie verwies auf eine Mitverantwortung durch Deutschlands umfangreiche Rüstungsexporte in die aktuellen Krisenländer, der man menschlich und politisch nicht durch das Schließen von Grenzen gerecht werde.

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