Gunzenhausen: „Wer Sport treibt, lebt länger"

5.6.2016, 13:55 Uhr
Gunzenhausen: „Wer Sport treibt, lebt länger

© Jürgen Eisenbrand

Dort stellte der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverein sich und sein großes Angebot an Sportmöglichkeiten sowie seine Übungsleiter vor, lud im Obergeschoss zum Zirkeltraining und bot allen Besuchern diverse medizinische Checks an: Blutzucker, Blutdruck, Ruhe-, Belastungs- und Erholungspuls, Körperfett- und Muskelanteil sowie die Bestimmung des Body-Mass-Index (BMI).

Im Mittelpunkt jedoch stand das Referat von Dr. Heiko Priesmeier, und der Chefarzt und Kardiologe am Klinikum Altmühlfranken Gunzenhausen trug dieses frei, locker, mit Unterstützung anschaulicher Grafiken und Videos sowie erfreulicherweise unter weitgehendem Verzicht auf medizinisches Fachchinesisch vor.

„Rhythmusstörungen haben wir alle immer wieder“, stellte er gleich zu Beginn klar. Die Frage sei nur: „Sind sie gefährlich, bedrohlich oder unbedenklich?“ Für diese Einordnung sei entscheidend, was die Ursache einer Rhythmusstörung sei.

„In der Regel kein Problem“

Wenn etwa die Überleitung des vom Sinusknoten ausgehendenHerzschlag-Impulses von der Vor- zur Hauptkammer des Herzens gestört sei, übernehme zwar ein „Ersatzschrittmacher“ in der Vorkammer die Funktion des Taktgebers, der aber den Impuls nur etwa 30 Mal pro Minute aussende. Hier sei die Implantation eines Herzschrittmachers das Mittel der Wahl, so Priesmeier: „Das ist keine große Operation.“ Solche „langsamen Herzrhythmusstörungen“ seien „in der Regel auch kein Problem“.

Schnelle Rhythmusstörungen seien hingegen „medizinisch interessanter“, sagte der Chefarzt schmunzelnd. Eine Ursache anfallsweisen Herzrasens könne demnach das sogenannte WPW-Syndrom sein, bei dem das Herz durch eine oder mehrere zusätzliche Leitungsbahnen fehlerhaft erregt wird. Hier könne man, so Priesmeier, bei einem kleinen chirurgischen Eingriff diese zusätzliche Bahn veröden: „Das ist in der Regel ungefährlich und gut zu behandeln.“

Darüber hinaus müsse man sauber unterscheiden, ob schnelle Herzrhythmusstörungen in der Vorkammer oder in der Hauptkammer der menschlichen Blutpumpe ihren Ursprung haben; dies sei für die korrekte Einstufung der jeweiligen Gefährlichkeit entscheidend.

Gunzenhausen: „Wer Sport treibt, lebt länger

© Jürgen Eisenbrand

Beim sogenannten Vorhofflimmern handle es sich um „eine chaotische elektrische Erregung“ der Vorkammer, erklärte der Kardiologe. Der Puls sei in diesem Fall unregelmäßig, und auf dem EKG sei eine beim gesunden Herz typische Kurve nicht mehr vorhanden. Zudem sei die Hauptkammer schlecht gefüllt, das Herz, dessen Leistung um etwa 20 Prozent reduziert sei, pumpe zu wenig Blut in die Gefäße, und der Patient leide schon bei kleinen Belastungen an Atemnot.

Das Hauptproblem, so Priesmeier, sei freilich, dass sich in solchen Situationen Blutgerinnsel bilden und sich lösen können, was wiederum zu Arterienverstopfungen und im schlechtesten Fall zu Schlaganfällen führen könne. Dass dies kein seltenes Leiden sei, belege die Statistik: „Jeder Zehnte über 80 leidet unter Vorhofflimmern“, so der Gunzenhäuser Herzspezialist.

Elektroschock schafft Abhilfe

Ein Elektroschock könne hier häufig für Abhilfe sorgen; er bringe in 90 Prozent der Fälle das aus dem Takt geratene Herz wieder in die Spur. „Noch wichtiger“, so Priesmeier, sei jedoch, dass der Patient Blutverdünner wie das sehr gebräuchliche „Marcumar“ nehme: „ASS ist bei Vorhofflimmern nicht ausreichend.“

Die gefährlichste Form der Rhythmusstörung ist das „Kammerflimmern“, das unbehandelt innerhalb weniger Minuten zum Herzkreislaufstillstand führt – also zum Tod. Allerdings, beruhigt Priesmeier, komme ein Kammerflimmern nicht aus heiterem Himmel: „Ein gesundes Herz hat keine Rhythmusstöörung an der Hauptkammer; dafür brauchen Sie ein krankens Herz.“ Also etwa eines, das wegen eines bereits erlittenen Herzinfarktes eine Narbe habe.

Deshalb empfehle er, sein Herz regelmäßig untersuchen zu lassen, eventuelle Krankheiten des Organs seien durch Ruhe- und Belastungs-EKG und Herz-Ultraschall sowie im Zweifelsfalle einer zusätzlichen Herzkatheder-Untersuchung gut zu erkennen. Zum anderen rate er dringend dazu, seine Risiko-Faktoren (etwa Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel) zu minimieren; und er empfehle, mindestens dreimal pro Woche eine halbe Stunde lang Sport zu treiben – etwa beim BRSV. Denn: „Mehrere aktuelle Studien zeigen: Wer Sport treibt lebt länger und gesünder.“

Und auch die Kernfrage des Tages, ob Herzrhythmusstörungen ein Grund zur Sorge seien, beantwortete Priesmeier abschließend und zusammenfassend: „Es kommt darauf an.“

 

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