Hotel im Rundbau

18.3.2011, 13:00 Uhr
Hotel im Rundbau

© Stefan Hippel

Das bestätigt Nürnbergs Wirtschaftsreferent Roland Fleck (CSU) im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir sind auf der Mipim gleich von mehreren internationalen, renommierten Hotelunternehmen angesprochen worden, die sich für Nürnberg interessieren“, sagt der berufsmäßige Stadtrat. Dafür haben die Stadt und die aurelis verschiedene Standorte im Angebot, die auf der international bedeutenden Messe in Cannes gerade offensiv beworben worden sind.

Darunter ist der markante, fünfstöckige Rundbau aus den 20er Jahren an der Bahnhofstraße/Allersberger Tunnel direkt am Hauptbahnhof. Lange Zeit haben hier die Postboten Karten, Briefe und Drucksachen sortiert, ehe das Gebäude 1994 aus statischen Gründen zugesperrt wurde. Untere Fenster und Türen sind verbarrikadiert.

„Die Fassade muss erhalten bleiben, weil sie unter Denkmalschutz steht; das Gebäude kann aber entkernt werden“, sagt Fleck. Der Standort in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs sei geradezu ideal. Die Interessenten denken an eine Hotelkategorie im Bereich von vier Sternen oder vier Sternen plus, so der Wirtschaftsreferent. Solche Großkonzerne bewegten sich im Bereich ab 250 Betten.



Das Interesse der internationalen Hotelkonzerne an Nürnberg sei groß. „Sie haben die Stadt auf ihrer Landkarte“, freut sich Fleck. Die große Aufmerksamkeit erklärt er sich auch mit den guten Tourismus-Zahlen, die Nürnberg für 2010 vorlegen kann. Der Standort am Hauptbahnhof stehe zur Verfügung, auch wenn letzte Details zwischen Post und Bahn noch geklärt werden müssten. So gibt es aus der Vergangenheit komplizierte Grundstücksverflechtungen zwischen den früheren Staatsunternehmen.

Umbau statt Abriss

Auch müssten noch Fragen zu den zahlreichen Leitungen der Unternehmen im Boden geklärt werden. Aus Sicht des Wirtschaftsreferenten seien das aber keine großen Probleme mehr: „Bei solchen Ansiedlungen geht es um längere Vorläufe. Daher ist es sinnvoll, frühzeitig mit den Interessenten in Kontakt zu treten.“

Bereits vor zehn Jahren hatte der damalige OB Ludwig Scholz (CSU) an diesem Standort ein Luxushotel ins Gespräch gebracht. Dafür sollte unter Umständen sogar das denkmalgeschützte Gebäude abgerissen werden. Ein Gutachten hatte 1986 die Statik angezweifelt. Scholz schwebte sogar ein internationaler Architekten-Wettbewerb für das Objekt vor. Auch Fleck war damals bereits einbezogen.

In Nürnberg sind in jüngster Zeit, gerade auch in Bahnhofsnähe, mehrere neue Hotels entstanden. Nicht jeder in der Branche ist darüber glücklich. Wie Fleck und Tourismus-Direktorin Yvonne Coulin gestern bei der Bilanz der Urlauberzahlen darlegten, gibt es in Nürnberg rund 15000 Hotelbetten. Deren Auslastung lag 2010 bei 41,8 Prozent (plus 3,5 Prozent). Die Zimmerauslastung betrug in den Hotels mit weniger als hundert Betten (oft privat geführt) 53,5 Prozent (plus 1,3 Prozent), bei den Ketten mit mehr als hundert Betten 63,6 Prozent (plus 3,5 Prozent).

Als weiterer Hotel-Standort in Nürnberg käme laut Fleck der frühere Deutsche Hof am Altstadtring in unmittelbarer Nähe zur Staatsoper und unweit des Hauptbahnhofs infrage, der von der Firma Koch-Invest und der Stadt vermarktet werde. Auch ein Grundstück der städtischen Wohnungsbaugesellschaft wbg nahe der Messe sei ein attraktiver Standort. Auf dem Augustinerhof-Gelände denkt Gerd Schmelzer an ein Hotel mit nur etwa hundert Betten.

Und beim 40-Millionen-Hotel-Projekt am Flughafen stocken die Verhandlungen. Investoren und Betreiber sind verunsichert, so Fleck, seit der Stadtrat die geplante Nordanbindung des Airports auf Eis gelegt hat: „Das schlägt auf die Rendite durch. Aber bis Pfingsten kommen wir weiter.“