Kein Platz für Möchtegern-Rambos

20.5.2009, 00:00 Uhr
Kein Platz für Möchtegern-Rambos

© Bereitschaftspolizei

Der erste Eindruck vom USK? Der ist nicht selten martialisch. Weil er von namenlosen Uniformierten geprägt wird, die in Schutzwesten stecken, schwer bewaffnet sind und sich gegebenenfalls wie eine Wand vor einer Menschenmenge aufbauen.

Ruhig, sachlich, jungenhaft

Der Chef der Einheit wirkt wie der personifizierte Gegenentwurf. Heinz Prießmann spricht ruhig und wirkt beinahe jungenhaft, als er in den Katakomben der Bereitschaftspolizei durch einen langen Flur auf sein Büro zugeht. Er lacht häufig - und kann sich unter anderem darüber amüsieren, dass er - die Mühlen der Bürokratie mahlten mal wieder langsam - erst am 2. des Monats das Schreiben bekam, in dem Schwarz auf Weiß stand, dass er seit 1. der neue Leiter des Unterstützungskommandos ist.

Krawall zwischen Fans

Seit Februar führt der 44-Jährige das USK der Bereitschaftspolizei; eine Sondereinheit, die speziell für Festnahmen ausgebildet wurde, und dafür, Beweise zu sichern. Sie kommt bei brisanten Kundgebungen zum Einsatz, wenn Neonazis auf Autonome treffen zum Beispiel. Sie wird zu riskanten Fußballspielen gerufen, wenn Krawall zwischen Fans programmiert ist. Sie führt auf Anforderung Razzien durch im Glücksspiel- oder im Drogen-Milieu.

Das USK gilt als Elite-Trupp. Die Auswahlkriterien sind hart und die Belastungen hoch. Die Polizisten, die mindestens fünf und maximal sieben Jahre bei der Einheit bleiben, sind im Schnitt 25 bis 27 Jahre jung. Prießmann gerät beinahe ins Schwärmen, wenn er von seinen Leuten spricht. «Das sind reife Persönlichkeiten. Die sind alle mit Leib und Seele dabei. Sie tragen ihren USK-Overall mit Stolz.«

Stolz auf den USK-Overall

Wenn Stolz in Selbstherrlichkeit umschlägt, kann das allerdings zu einem handfesten Skandal führen; wie zuletzt beim USK in München, wo nicht-konforme Beamte gezielt gedemütigt und schikaniert wurden. Auch das Verhalten eines USK-Beamten, der mit einer Demonstrantin in Nürnberg hart umgesprungen ist - die Ermittlungen wurden eingestellt -, rief in der Öffentlichkeit Kritik hervor.

Das USK als Rambo-Truppe? Gegen dieses Bild wehrt sich der Polizeioberrat entschieden. Das «K« stehe für ihn auch für «Kommunikation«. Kommunikation und Deeskalation würden gezielt trainiert. Für Möchtegern-Rambos sei kein Platz.

Todesschüsse an der Startbahn West

Es waren die Todesschüsse an der Startbahn West im November 1987, die zur Gründung des Unterstützungskommandos führten. Damals wurden zwei Polizisten aus dem Hinterhalt erschossen. Die Antwort war eine Einheit, die ein Rezept haben sollte gegen diese Form extremer Gewalt.

Prießmann selbst sammelte erste Erfahrungen mit dem USK, als er im Präsidium der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Bamberg Großeinsätze plante; beim Papstbesuch, der Fußball-Weltmeisterschaft oder beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2008. Sein Handwerk hat er unter anderem in Nürnberg gelernt. In der Innenstadt war Prießmann als junger Beamter auf Streife. Dann erklomm er eine Stufe nach der anderen auf der Karriereleiter: Er war Dienstgruppenleiter bei einer Polizeiinspektion. Er war kurz beim Landeskriminalamt und schloss 2004 das Studium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster ab.

«Ich bin ein Familienmensch«

Bei anderen würde man vielleicht stolpern über diesen Satz. Aber Prießmann nimmt man ohne mit der Wimper zu zucken ab, dass er jeden Morgen «total gern« zur Arbeit fährt.

Nur eine Sache hat höhere Priorität: die Familie. Prießmanns Blick wandert zu einem Bild an der Wand, das von seinem Sohn stammt. «Ich bin ein Familienmensch«, sagt er dann. «Deshalb nehme ich mir ab und zu bewusst frei.«