Kreuzungsfreier Ausbau in der Warteschleife

12.1.2012, 11:00 Uhr
Kreuzungsfreier Ausbau in der Warteschleife

© Karlheinz Daut

Wer einen komplexen Sachverhalt verständlich darstellen möchte, greift auf sprachliche Bilder zurück. Dass der geplante kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs viele komplizierte Facetten hat, ist unstreitig. Ronald Höfler, Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum, verdeutlicht das so: Es ist wie bei einem Hausumbau — die Sanierungsphase ist für alle Beteiligten belastend. Doch danach ist das Gebäude viel schöner. „Die Bürger werden auch erkennen, dass der ausgebaute Frankenschnellweg tolle Verbindungen und eine Entlastung beim Lärm für die Anwohner bietet“, wirbt er.

Doch gibt es ein Bündnis, das ein Gegenbild entwirft, in dem das Projekt — anders als bei der Ausführung des Werkleiters — gar nicht so rosig dargestellt wird. Vom „ökologischen Irrsinn“ spricht etwa Richard Mergner, Verkehrspolitischer Sprecher des Bund für Umwelt- und Naturschutz. Ihn hat das Bündnis gegen den kreuzungsfreien Ausbau zu einer Info-Veranstaltung in die Villa Leon eingeladen.

Er sagt eine massive Zunahme des Lkw-Verkehrs auf der Route zwischen Fürth und dem Nürnberger Hafen (A73) voraus. Seine Prognose ist düster: mehr Lärm und Feinstaub, weil die ausgebaute Strecke mehr Fahrzeuge anziehen werde. In sein Bild der „Umwelt- und Fahrradstadt Nürnberg“ passt auch nicht, dass die Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr zum Jahreswechsel drastisch angehoben (bis zu 15 Prozent) wurden und gleichzeitig das 400 Millionen Euro teure „Prestigeprojekt Frankenschnellweg“ vorangetrieben werde. Mergner: „Zwar hat der Freistaat der Stadt eine finanzielle Unterstützung versprochen, aber den jährlichen Unterhalt der geplanten Tunnelanlage in Höhe von 2,6 Millionen Euro muss die Stadt schon alleine stemmen.“

Heikle Themen

Dass die Stadt die rund 600 Einwendungen gegen den Ausbau bis heute noch nicht abgearbeitet hat, wertet Bündnissprecher Markus Ganserer als kleinen Erfolg. Tatsächlich ist das Kapitel „Einwendungen“ beim Servicebetrieb noch nicht abgeschlossen, wie Werkleiter Höfler bestätigt.

„Den größten Teil haben wir aber schon beantwortet“, sagt er. Seit mehr als einem Jahr arbeitet die Verwaltung die Stapel ab, Annahmeschluss war im November 2010. Die Antworten werden an die Regierung von Mittelfranken weitergeleitet, der nächste Schritt ist dann der Erörterungstermin. Warum das so lange dauert? Höfler will „sattelfeste“ Ergebnisse. „Die Antworten bei heiklen Themen lassen sich nicht so einfach aus dem Handgelenk schütteln.“ Etwa beim Lärmschutzgutachten. Oder beim Thema Verkehrsaufkommen — hier wird es den größten Diskussionsbedarf geben. Die Gegner des Ausbaus prognostizieren einen Verkehrsanstieg bei Lkw-Zahlen von derzeit 5000 innerhalb von 16 Stunden auf 20000, wenn der neue Frankenschnellweg in Betrieb ist. Die Schätzung der Stadt liegt deutlich darunter.

Wer in Zukunft etwa von Würzburg nach München fahren will, muss nicht mehr in einem Bogen um die Stadt fahren, sondern kommt auf dem neuen Frankenschnellweg schneller auf die A9. Furcht, dass die Prognose der Gegner stimmt, hat der Werkleiter nicht. Er geht davon aus, dass die vorgesehene Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Kilometer pro Stunde (in der Vergangenheit war noch die Rede von 70 km/h) auch viele davon abhalte, den Weg auf der neuen A73 durch die Stadt zu suchen. Lkw dürften auf Autobahnen zwar nicht schneller als achtzig fahren, doch im rund zwei Kilometer langen Tunnel des Frankenschnellwegs überlege die Stadt, ein Tempolimit von 60 km/h festzulegen.

Höfler gibt sich zuversichtlich, rechnet aber nach dem Planfeststellungsbeschluss auch mit Klagen vor dem Verwaltungsgericht. „Wir arbeiten jetzt stark auf den Erörterungstermin hin und hoffen, dass der schon im Frühjahr stattfindet.“ Richard Mergner, der überdies Landesbeauftragter des Bund Naturschutz ist, hofft, „dass das Projekt bis zur Kommunalwahl 2014 noch nicht planfestgestellt ist“.