Lernen trotz Heizungspanne

27.11.2017, 19:50 Uhr
Lernen trotz Heizungspanne

© Foto: Hartmut Voigt

Auf der Straße hat es vier Grad Celsius, der Wind bläst kalt ins Gesicht. Das Schulhaus im Stadtteil Rennweg ist zwar keine Gefriertruhe, doch natürlich kühlen die Zimmer und Flure rasch aus — man lässt besser die gefütterte Jacke an. Im Sekretariat und im Büro des Direktors blasen Heizlüfter. Die Beteiligten versuchen, die Bedingungen einigermaßen erträglich zu gestalten. Hier arbeitet neben der Schulleitung nur noch die Sekretärin — und zwar im dicken Wollpulli.

Das Wichtigste war zunächst einmal, die 520 Jugendlichen der Berufsoberschule zu informieren, dass sie am Montag nicht in die Schule kommen müssen. Das hat geklappt, sagt Wolf Starke, Mitglied der Schulleitung: Kein einziger Schüler stand seiner Kenntnis nach gestern vor der verschlossenen Eingangstür. Über das schulinterne Informationsportal und über WhatsApp-Gruppen hatten die Jugendlichen die Neuigkeiten weitergegeben.

Die Schüler(innen) der beiden Fachrichtungen Wirtschaft und Technik müssen aber nicht zu Hause Däumchen drehen. Über die Internet-Plattform "vibos" werden virtuelle Klassenzimmer eingerichtet, bei denen sich Lehrer und Schüler einloggen können. Zumindest in den Hauptfächern Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik und Betriebswirtschaft/ Rechnungswesen sollen wesentliche Fragen besprochen werden. Schließlich stehen Schulaufgaben an.

Auf der Internetseite kündigt die Berufsoberschule an, dass sie am heutigen Dienstag von acht Uhr bis 13 Uhr Online-Fragestunden für die Vollzeitklassen einrichtet, welche die Heranwachsenden "von einem warmen Ort aus besuchen können".

Junge Frauen und Männer mit abgeschlossener Berufsausbildung oder mit fünf Jahren Praxis in einem ungelernten Beruf und mit mittlerer Reife bereiten sich an der BOS auf die Fachhochschulreife oder die Allgemeine Hochschulreife vor. Hier lernen im wirtschaftlichen Zweig Kaufleute für Bürokommunikation, Bank- und Industriekaufleute ebenso wie Fremdsprachenkorrespondenten, Friseure und Floristen. In den Technikerklassen sitzen unter anderem Elektriker sowie Anlagen- und Heizungsbauer.

Das Know-how der Letztgenannten wäre jetzt vonnöten: Die Heizung läuft seit Freitagmittag nicht mehr. Michael Kaiser, persönlicher Mitarbeiter von Schulbürgermeister Klemens Gsell, erklärt, dass ein Wärmetauscher kaputt sei. Man habe sich um ein Ersatzteil bemüht. Ein Kellergeschoss stand unter Wasser, doch der Schaden sei bereits wieder beseitigt. Kaiser unterstreicht vorsorglich, dass die Panne bei der Fernwärme nicht der Stadtverwaltung anzulasten ist: "Wir sind selbst Mieter in dem Gebäude." Doch auf die Frage, wer für die rasche Inbetriebnahme der Heizung zuständig ist, kommt es eigentlich gar nicht an. Interessanter ist vielmehr, wie sich die Berufsoberschule in Zeiten des Internets bei derartigen Problemen zu organisieren weiß und virtuelle Lernräume am PC, Smartphone und Tablet einrichtet.

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