Neptun kommt ins Fernsehen

25.9.2010, 10:10 Uhr
Neptun kommt ins Fernsehen

© Stadt Nürnberg

Der Beitrag wird voraussichtlich am kommenden Donnerstag in der Kultursendung „Capriccio“ um 22.30 Uhr zu sehen sein. Zu Wort kommt auch Joachim C. Thiel, planungspolitischer Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion, der einen neuerlichen Umzug des Meeresgottes ebenso wie die Altstadtfreunde entschieden befürwortet. Thiels zentrale Argumente: Der Brunnen gehört aus baukünstlerischer Perspektive als Architekturbrunnen in ein städtisches Umfeld, im Stadtpark ist er deplatziert. Zudem würde dem jüdischen Stifter des Brunnens, Ludwig Gerngros, endlich Gerechtigkeit widerfahren – er hatte seine Stiftung an die Bedingung geknüpft, dass der Brunnen auf dem Hauptmarkt steht.

Die These, der Christkindlesmarkt oder andere Großveranstaltungen würden dadurch verhindert, hält Thiel für vorgeschoben. 1933 wachte Neptun immerhin schon einmal über den Markt. In den Jahren zuvor fand der Christkindlesmarkt nicht am Hauptmarkt statt, 1934 verbannten die Nazis den Meeresgott unter anderem wegen der jüdischen Herkunft des Stifters vom Markt. Der Hauptmarkt, glaubt Thiel, verträgt – wie schon zwischen 1902 und 1934 – zwei Brunnen.

Die Kosten für eine Verlegung würden Thiel zufolge bei 500000 Euro liegen, die von der Stadtverwaltung veranschlagte Summe von 850000 Euro hält der Architekt für zu hoch gegriffen. Da jetzt ohnehin der Platz umgestaltet werde, könnten aber 60 Prozent der Kosten über das Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“ finanziert werden. Diese anstehende Neukonzeption dränge zudem den Umzug des Brunnens auf die Tagesordnung: „Wenn es jetzt nicht gelingt, die Versetzung in die Wege zu leiten, ist das Thema wieder für 20 Jahre tot“, fürchtet Thiel.

Wie sehr die Debatte um Neptun die Bürger bewegt, zeigt die überwältigende Resonanz im NZ-Blog „Senf dazu“. Dort gab es zwischen April und Juli 160 Kommentare zu dem Thema, nur die Debatte um die Zukunft des Z-Baus (257 Kommentare) verlief in jüngerer Vergangenheit noch intensiver. Während die Mehrzahl der Kommentatoren im NZ-Blog für die Verlegung argumentierte, findet Thiel im Stadtrat bisher keine Mehrheit für seinen Vorschlag. SPD, Grüne und Bunte sind dagegen.

Die Grünen haben aber inzwischen auf die moralische Dimension der Geschichte des Brunnens reagiert. Achim Mletzko, stellvertretender Fraktionschef, forderte in einem Antrag an die Stadtverwaltung die Aufstellung von Informationstafeln im Stadtpark, die über die zeitgeschichtlichen Hintergründe des Brunnens aufklären. „Es ist nicht zu widerlegen, dass der Brunnen des jüdischen Stifters Ludwig Gerngros aus rassistischen Gründen (...) vom Hauptmarkt entfernt wurde. Insofern ist die Diskussion über Wiedergutmachung von Unrecht angemessen und verdient Respekt“, schreibt Mletzko.
 

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