Neptunbrunnen: „Aufwertung“ gefordert

7.10.2010, 22:57 Uhr
Neptunbrunnen: „Aufwertung“ gefordert

© Stadtarchiv

Die derzeitige Gestalt des Neptunbrunnens im Stadtpark werde der besonderen Bedeutung des Kunstwerks nicht gerecht, so das Urteil der Kunsthistorikerin. Das gelte auch für die 1902 entstandene Nachbildung, der sie ebenfalls hohe künstlerische Qualität zubilligt. Zumindest sollte das frühere, erhöhte Becken wieder aufgestellt werden, weil Podest und Figuren darin deutlich besser zur Geltung kommen, forderte Maué im Germanischen Nationalmuseum. Der Aufseßsaal war mit ungefähr 100 Zuhörern zwar nur mäßig gefüllt, der Besuch damit aber besser als bei Veranstaltungen zu vergleichbaren Themen.

Keinen Hehl machte Maué aus ihrem, wenn auch zurückhaltend vorgetragenen Wunsch nach einer Verlegung der Brunnenkopie auf den Hauptmarkt, wie sie derzeit vehement von einer Initiativgruppe gefordert wird.

Eine Aufwertung im Stadtpark käme für sie als „kleine Lösung“ infrage. Doch vor der Kulisse von Bäumen komme das Kunstwerk weniger gut zur Geltung als in dem Architekturumfeld, versuchte Maué mit der Gegenüberstellung von Fotos zu belegen.

Auf den schon früher ins Gespräch gebrachten Jakobsplatz – wo beim U-Bahn-Bau bereits ein Fundament und Wasseranschlüsse angelegt wurden – ging Maué nicht ein. Indes plädiert sie für ein „angemessenes Geburtstagsgeschenk“ für den Schöpfer des ursprünglichen Barockbrunnens, der in St. Petersburg zu bewundern ist: Georg Schweigger. Denn im Jahr 2013 jährt sich der Geburtstag des in ganz Europa geachteten Künstlers zum 400. Mal. „Das sollte Anstoß genug sein, ihn auch in Nürnberg zu würdigen“, betont Maué. Allerdings sind die meisten erhaltenen Werke nicht in Franken, sondern in den Wiener Museen zu bewundern.

Anhand vieler Beispiele versuchte Maué, den außergewöhnlichen Rang von Schweiggers Werken zu veranschaulichen. Aufträge erhielt er von bedeutenden Höfen. Und mit der Top-Garde der Nürnberger Künstler war er an der Gestaltung einer Ehrenpforte beteiligt, als die Stadt 1658 mit allem Prunk einen Kaiser empfing.

Vorbild Augsburg

„Dabei könnte es den Nürnbergern wieder bewusst geworden sein, dass in ihrer Stadt repräsentative große Brunnen im Zeitgeschmack noch fehlten“, erläuterte die Stadtheimatpflegerin. Entsprechende Pläne waren längst vorhanden, aber durch den Dreißigjährigen Krieg auf die lange Bank geschoben worden. Als der Neptunbrunnen schließlich fertig war, wollte ihn die Stadt versilbern. Ihre finanziellen Erwartungen verschreckten jedoch mehrere Interessenten; schließlich griff 1797 das russische Zarenhaus zu.

Den Verkauf empfand ein Nürnberger Rotgießer als so blamabel, dass er in seinem Garten eine Miniaturnachbildung aufstellte. Aber erst im Historismus Ende des 19. Jahrhunderts entstand der Wunsch, in Nürnberg eine Kopie aufzustellen. Gipsabgüsse in der Katharinenkirche sollten für Spenden werben – bis Ludwig Gerngros als Stifter alle Kosten übernahm.

In der NS-Zeit ließ Hitler die Kopie vom Hauptmarkt verbannen – kurioserweise auf den Marienplatz („Schlageter-Platz“) vor der NS-Gauleitung. Das Original verschleppten die NS-Gewaltigen aus St. Petersberg nach Nürnberg – wo es die Bombenangriffe im Kunstbunker überstand. 1947 wurde es zurückgegeben.