Neptunbrunnen soll in die Altstadt

24.6.2010, 00:00 Uhr
Neptunbrunnen  soll in die Altstadt

© Roland Fengler

Wie berichtet, kandidierte Inge Lauterbach nicht mehr für den Vorsitz der Altstadtfreunde und wurde von Karl-Heinz Enderle abgelöst. Der Gymnasiallehrer bekam bei seiner Wahl keine Gegenstimme. Die 71-jährige Lauterbach erhielt als Dank für ihr Engagement viel Applaus.

Erst nach seiner Wahl zum Vorsitzenden äußerte sich Enderle programmatisch, wie es mit den Altstadtfreunden weitergeht. Neben der Sanierung von historischen Häusern soll sich der 5500 Mitglieder starke Verein künftig auch um das Stadtbild kümmern. Dafür wurde die Satzung geändert.

Der Antrag für die Verlegung des Neptunbrunnens – ein „herausragendes Denkmal Nürnberger Handwerkskunst“ – bezieht sich auf ein Anliegen der Altstadtfreunde, die schon 1981 darauf drängten, den Neptunbrunnen aus dem Stadtpark auf den Jakobsplatz zu verlegen. Der Neptunbrunnen stand bis 1934 auf dem Hauptmarkt und wurde erst von den Nationalsozialisten verlegt. „Frankenführer“ Julius Streicher stand er bei seinen Aufmärschen im Weg. Außerdem hatte der Brunnen einen jüdischen Stifter.

Eine Gruppe der Altstadtfreunde um Gerhard Schönberger wollte sich bei der Verlegung sogar auf den Hauptmarkt festlegen. Enderle konnte das noch verhindern. Vergeblich argumentierte Ingrid Brock gegen den Verlegungsantrag: „Der Hauptmarkt hat sich doch verändert.“ Der Verweis von Enderle auf den unwirtlichen Klarissenplatz und die Kritik an moderner Platzgestaltung konterte Brock mit dem Hinweis: „Der Platz ist wegen des Museums leer. Da ist nichts drin. Der Hauptmarkt ist aber nicht leer.“ Enderle verteidigte das Anliegen mit dem Hinweis, dass der Hauptmarkt mit seinem Umfeld aufgewertet werden soll und es dafür 2011 einen Gestaltungswettbewerb gebe. Das sei eine Chance für den Neptunbrunnen.

In seiner Grundsatzrede deutete Enderle neue Schwerpunkte an. Unter Hinweis auf den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und die Wiederaufbaupläne sagte er: „Das Tabu von Rekonstruktionen ist damit gebrochen.“ Der Wiederaufbau des Pellerhofs soll jetzt vorrangig vorangetrieben werden. Schon der Ehrenvorsitzende der Altstadtfreunde, Erich Mulzer, soll an einer Liste von Gebäuden, die rekonstruiert werden sollen, gearbeitet haben.

Enderle ließ an der modernen Architektur kein gutes Haar, weil es ihr nicht gelinge, Identität zwischen Bürgerschaft und Stadt herzustellen. Während der alte Architekturstil dem Prinzip „Vielfalt in der Einheit“ folge, gebe es jetzt die „Vielzahl an Einfalt“. Die Altstadtfreunde wollen im Baukunstbeirat mitsprechen und fordern eine Erhaltungssatzung mit festen Regeln für die Altstadt. Den Obstmarkt, „die Durchfahrtsschneise“, möchte Enderle wieder zu einem Platz umgestalten. Der Egidienberg soll schöner werden, dabei dürfe aber das Kaiser-Wilhelm-Denkmal nicht versetzt werden: „Mit Geschichte muss man sich auseinandersetzen.“