Nürnberger Ampeln gleichen sich an

6.9.2010, 19:51 Uhr
Nürnberger Ampeln gleichen sich an

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Dieses „klammheimliche“ Vorgehen der Stadtverwaltung, es stört Gero Berndt gewaltig. Als der Zahnarzt an der Ampel in der Bucher Straße/Ecke Rieterstraße von einer nach Nürnberger Zeitrechnung arg kurzen, weil nur drei Sekunden langen Gelbphase überrascht wurde, rief er gleich im Rathaus an. „Ich finde es gefährlich, wenn die Ampeln in der Stadt unterschiedlich lang Gelb anzeigen“, ärgert er sich. Berndt erhielt die Auskunft, dass die unsicheren Zeiten bald vorbei seien. Denn peu à peu wird das Gelblicht aller Nürnberger Ampeln um eine Sekunde verkürzt.

In Fürth und den Umlandgemeinden ist der kurze Takt längst üblich. Warum sich die Stadt Nürnberg 1972 dafür entschieden hat, den Autofahrern mehr Zeit zum Anhalten zu geben — die Archive bleiben eine Antwort schuldig. Dabei können die Städte beim Ampeltakt nicht schalten und walten, wie es ihnen passt. Die „Richtlinie für Signalanlagen“, unter Mithilfe vieler Experten von der Berliner Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen entwickelt, gab bislang vor: Gelbphasen sollten mindestens drei Sekunden dauern, es durften aber auch vier sein.

Dass sich Nürnberg vor fast drei Jahrzehnten für die längere Variante entschieden hat, fand beispielsweise 1986 das ausdrückliche Lob des Automobilclubs ADAC. Die längere Gelbphase habe sich im Alltag bewährt, es gebe weniger Auffahrunfälle.

Damals bekamen die Umlandgemeinden auch von Juristen einen Rüffel für ihre „archaischen Verhältnisse“. Besonders die Pendler seien in Gefahr, weil sie sich in Nürnberg an das Vier- Sekunden-Gelb gewöhnt hätten und draußen plötzlich härter in die Eisen steigen müssten. Damals lautete der Rat: Alle Gelbphasen auf vier Sekunden!

Davon kann nun keine Rede mehr sein. „Die aktuell überarbeitete Richtlinie für Signalanlagen sieht bei Tempo 50 nur noch drei Sekunden Gelb vor, ohne Spielraum nach oben“, sagt Nürnbergs Chef-Verkehrsplaner Frank Jülich. Nürnberg sei ja bundesweit auch fast die einzige Stadt gewesen, die Autofahrern ein längeres Hinrollen auf das Ampelrot ermöglichte.

Ohne dass es groß jemand bemerkt hat, ist bereits die Hälfte der 530 Nürnberger Ampeln auf den kürzeren Takt umgestellt — auch die an der Bucher Straße, die Gero Berndts Fahrgewohnheiten so erschüttert hat. „Wir haben das sehr geräuschlos durchgezogen“, sagt Jülich. Schließlich habe die veränderte Gelbphase keine Auswirkungen auf das „Leistungsvermögen“ der Anlagen. „Wir erwarten auch nicht den großen Wurf bei der Verkehrssicherheit“, widerspricht Jülich seinen Vorrednern von 1986. Freilich sei es aber so, dass ein längeres Gelb dazu verleite, noch mal schnell aufs Gaspedal zu drücken, „weil man das Gefühl hat: das schaffe ich noch, bevor Rot kommt“. Ein schnellerer Wechsel von Grün auf Rot erziehe vielleicht langfristig zu mehr Disziplin.

Die Busfahrer bei der VAG seien offiziell über die schleichende Anpassung an Fürther Verhältnisse noch gar nicht informiert, sagt VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger auf Nachfrage. „Sie müssen sich aber eigentlich schon darauf einstellen können, das Ganze ist schließlich keine Kleinigkeit.“