Ärger um Star Wars - Battlefront 2: Wie EA die Spieler abzockt

16.11.2017, 17:12 Uhr
Star Wars: Battlefront 2 handelt zwischen Episode VI und Episode VII, bietet allerdings auch einen umfangreichen Mehrspielermodus übers Internet.

© DICE/Electronic Arts Star Wars: Battlefront 2 handelt zwischen Episode VI und Episode VII, bietet allerdings auch einen umfangreichen Mehrspielermodus übers Internet.

Am 17. November wird - noch vor Star Wars Episode VIII: Die Letzten Jedi - ein neues Kapitel in der wohl bekannten Science-Fiction-Saga der Welt aufgeschlagen. Diesen Freitag erscheint mit Star Wars: Battlefront 2 nämlich eines der am sehnlichsten erwarteten Videospiele des Jahres. Der spektakuär inszenierte Titel bietet nicht nur eine spielbare Geschichte, die zwischen dem sechsten und siebten Teil der Saga angesiedelt ist, sondern auch einen umfangreichen Mehrspielermodus, in dem man sich weltweit mit anderen Sternenkriegern messen kann.

Obwohl gerade der Multiplayer für viele Spieler das Kaufargument schlechthin sein wird, breiten sich seit einigen Tagen dunkle Wolken über Electronic Arts, dem Hersteller des Spiels, aus. Ausgangspunkt ist ein umstrittenes Feature im Spiel, wegen dem EA sich seit gut einer Woche massive Kritik anhören muss. Wer sich in Star Wars: Battlefront 2 mit anderen Spielern misst, steigt mit der Zeit im Rang auf und erhält mit Credits eine spielinterne Währung. Hiermit ist es anschließend möglich, sich umfangreiche Verbesserungen - sogenannte Star Cards - zu kaufen.

Neben kleineren Upgrades wie stärkere Waffensysteme können aber auch neue Helden erspielt werden, die man aus der filmischen Vorlage kennt. Allerdings bietet EA auch die Möglichkeit, diese Inhalte mithilfe von Lootboxen zu erwerben. Wer diese Boxen für einen geringen (oder wahlweise hohen) Obolus erwirbt, kann sich die Belohnungen deutlich schneller sichern, ohne viel Spielzeit investieren zu müssen.

Euros für den dunklen Lord

Ein Beispiel: Wer ikonische Figuren wie Darth Vader oder Luke Skywalker mitsamt ihrer mächtigen Fähigkeiten spielen möchte, kann dies auf zwei Arten tun. Entweder man investiert die benötigten 15.000 Credits (pro Spielrunde verdient man zwischen 150 bis 350) - oder man lässt den Geldbeutel sprechen und kauft sich die gewünschten Figuren mit echten Geld. Spieler, die gewillt sind, echtes Geld aufzubringen, können also bedeutend schneller auf bessere Fähigkeuten und Figuren zurückgreifen.

Ärger um Star Wars - Battlefront 2: Wie EA die Spieler abzockt

© DICE/Electronic Arts

Nach einem massiven Shitstorm im Diskussionsforum Reddit.com hat EA am Montag eingelenkt und die Preise für Luke Skywalker und Darth Vader schon im Vorfeld gesenkt - ursprünglich wären für eine Figur 60.000 Credits nötig gewesen, was ohne finanzielle Investitionen bis zu 40 nötige Spielstunden nach sich gezogen hätte. Pro Figur, versteht sich. Geholfen hat das halbgare Einlenken seitens EA jedoch kaum. Mit rund 667.000 negativen Bewertungen ist das Statement von Electronic Arts der bislang am schlechteste bewertete Beitrag in der Geschichte von Reddit.

Vorbild Smartphone

Ähnliche Bezahlmodelle gibt es bei am Markt der meist kostenlos erhältlichen Smartphone-Spiele schon seit Jahren - im Gegensatz zu Star Wars: Battlefront 2 entfallen hier aber die Anschaffungskosten von mindestens 50 Euro. So viel muss man nämlich für ein Vollpreisspiel auf Konsole oder PC in den meisten Fällen hinblättern. Hinzu kommt an diesem Punkt aber noch die Tatsache, dass sich der Inhalt der Lootboxen nicht vorher einsehen lässt. Abhängig vom investierten Geldbetrag erhöht sich lediglich die Chance darauf, qualitativ bessere Inhalte zu bekommen.

Findige Spieler haben anhand von Statistiken bereits ausgerechnet, wie lange es ungefähr dauert, bis man in Star Wars: Battlefront 2 sämtliche Inhalte freigeschaltet hat: Knappe 4.500 Stunden. Alternativ könne man auch zum Geldbeutel greifen und sich so alle Inhalte zulegen. Kostenpunkt: Ziemlich genau 2.100 Dollar.

Fortwährende Kritik

Electronic Arts ist mit Star Wars: Battlefront 2 nicht der erste Hersteller, der versucht, Bezahlmodelle dieser Art in Vollpreisspiele einzubauen. Vor wenig Wochen erschien aus dem Hause Warner Bros. der Fantasy-Titel Der Herr der Ringe: Schatten des Krieges, in dem es möglich ist, Orks für die eigene Armee zu rekrutieren - ebenfalls mithilfe von Lootboxen, die für echtes Geld gekauft werden können. Auch der Ego-Shooter Overwatch steht seit einiger Zeit in der Kritik, auch wenn sich hier nur kosmetische Details für die frei zur Verfügung stehenden Figuren erwerben lassen.

Dass das Debakel rund um die fragwürdigen Monetanisierungsmethoden seine Kreise ziehen würde, war nicht verwunderlich. Mittlerweile hat der Skandal jedoch Ausmaße erreicht, die es in der Videospielbranche so nur selten gegeben hat. So etwa ermittelt nun die Glücksspielkommission von Belgien gegen Star Wars: Battlefront 2 und prüft, inwiefern es sich bei den Mechaniken um Glücksspiel handelt. In dem belgischen Glücksspielgesetz vom 7. Mai 1999 heißt es: "Niemand darf ohne eine im Voraus von der Kommission für Glücksspiele erteilte Lizenz ein Glücksspiel betreiben. Ebenso darf niemand an einem illegalen Glücksspiel teilnehmen, den Betrieb eines illegalen Glücksspiels erleichtern oder für ein illegales Glücksspiel Werbung machen".

Ob sich die schlechte Publicity für EA so kurz vor der Veröffentlichung des Spiels als negativ herausstellen wird, zeigt sich wohl erst in den kommenden Tagen, wenn das Spiel erschienen ist. Zum einen kann der Hersteller jährlich auf diverse finanziell erfolgreiche Blockbuster setzen, zum anderen ist die Star Wars-Marke dermaßen populär, dass der Titel wohl so oder so seine Entwicklungskosten wieder einspielen wird.

Und wer sich Star Wars dann übrigens doch lieber auf der Leinwand zu Gemüte führt: Der neueste Film der Saga, Episode VIII: Die Letzten Jedi, ist ab dem 15. Dezember in den deutschen Kinos zu sehen.

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