Plädoyer für die Energiewende

7.6.2014, 13:00 Uhr
Plädoyer für die Energiewende

© Wraneschitz

Stromnetze, Speicher, dezentrale Energiewende: Diese in der Öffentlichkeit diskutierte Reihenfolge ist aus Barthels Sicht genau falsch herum. „Man fängt leider mit dem Unwichtigen an. Dabei müssten wir uns zuerst überlegen: Was wollen wir überhaupt?“ Doch die Regierungen dächten weiterhin wie die großen Energiekonzerne: Hoch- und Höchstspannungsleitungen würden geplant, und das ohne wirkliche Mitsprache der Betroffenen. Die Trassen führen von einem künftigen Großkraftwerk zum Großverbraucher, vom Kohlerevier im Osten der Republik oder dem Offshore-Windpark in der Nordsee zu den Industriegebieten in Oberbayern oder Schwaben.

Die wohl bekannteste und zurzeit umstrittenste Trasse: Der „Gleichstrom-Korridor Süd-Ost“, der 2022 Franken von Nord nach Süd durchziehen soll. So stehe es im Bundesbedarfsplangesetz 2013, das Bundestag und Länderkammer beschlossen haben. Bundesnetzagentur und Netzbetreiber Amprion würden zwar öffentlich an den Pranger gestellt, seien aber nur die Ausführenden des Gesetzes, erläutert Barthel. Doch die Berechnungen für diese Trassen seien „nicht nachvollziehbar und nicht transparent“.

„Für das wichtigste Thema für die Energiewende, die regionalen Verteilnetze, gibt es aber noch nicht mal Studien“, kritisiert Barthel den Bund. Und so sei es auch sehr schwer, in Mittelfranken eine regionale Stromerzeugung aufzubauen, die die Region künftig auch wirklich versorgen könne. Für diese Idee ist dieser Tage in Westmittelfranken eigens eine neue Energiegenossenschaft gegründet worden.

Barthel gibt zu: „Das Netz speichert den Strom nicht, die Produktion muss den Verbrauch immer genau abdecken.“ Doch den stets angeführten Überschuss an regional erzeugtem Wind- oder Solarstrom gibt es aus seiner Sicht nicht: „Vier Prozent maximal müssen abgeregelt werden“, die Erzeuger würden dafür entschädigt. Dennoch müssten Speicher heute entwickelt werden, um irgendwann zum Beispiel den Windstrom-Überschuss „aus einem stürmischen Herbst ins Frühjahr zu retten“. Doch zunächst sei „das Wichtigste: Ein dezentrales Energiekonzept.“

Das geringere Übel

Dafür nimmt der BN sogar weithin sichtbare Windkraftwerke in Kauf. Denn weder die auslaufende Atomkraft noch landschaftszerstörende Braunkohle als Atomersatz sind im Sinn des BN. So habe sich die Delegiertenversammlung für das offensichtlich kleinere Übel Windkraft entschieden. Dass die Energiewende als „zu teuer“ gebrandmarkt werde, sei „eine Frechheit. Die Heizungsrechnung ist dreimal so hoch wie die für Strom, die für Sprit doppelt so hoch“, rechnet der Energiereferent vor.

Schon diese Aufstellung zeige, dass es nicht damit getan sei, Atom- durch Ökostrom zu ersetzen: Effizienter Energieverbrauch in Industrie, zur Beheizung und im Verkehr seien mindestens genauso wichtig. So ließe sich knapp die Hälfte vom Verbrauch einsparen — den Rest könne in einigen Jahrzehnten ein regenerativer Energiemix ersetzen, so Barthels Credo.

Dabei spiele die so genannte Kraft-Wärme-Kopplung eine große Rolle, also die Erzeugung von Wärme und Strom durch Blockheizkraftwerke. Jede Menge von ihnen findet man in der Landwirtschaft als Biogasanlagen. Könnten sie flexibel ein- und ausgeschaltet und ihr Gas gespeichert werden, könnten sie die Stromlücken decken, die Sonne und Wind nachts oder bei Windstille lassen, erläutert er. Herbert Barthel ist von der Energiewende überzeugt: „Es geht – wir müssen es nur wollen.“

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