Flüchtlinge: Kanadier zahlen freiwillig für Syrer

20.12.2016, 06:00 Uhr
Flüchtlinge: Kanadier zahlen freiwillig für Syrer

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1979 wurde in Kanada ein Programm geschaffen, um den Boat People aus Südostasien zu helfen - in Zeiten des Syrienkonflikts erlebt es eine Renaissance. Wer an dem Programm teilnimmt, verpflichtet sich, einen Flüchtling aufzunehmen und mindestens ein Jahr lang für alle Ausgaben aufzukommen – von der Unterbringung bis zur Verpflegung. 13.000 Kanadier sponserten seit Ende 2015 einen Syrer – der Staat kommt bei der Bewilligung der Anträge nicht hinterher.

"Durch das Programm sind lebenslange Freundschaften entstanden", sagt Mario J. Calla. Der Direktor der Organisation Costi, deren 400 Mitarbeiter landesweit Ansprechpartner für Migranten sind, berichtet bei einer Konferenz an der Universität Bamberg, die von der York University in Toronto und dem Europäischen Forum für Migrationsstudien (efms) mitorganisiert wurde, aus eigener Erfahrung – er selbst hat damals Boat People gesponsert.

Studien hätten ergeben, dass Asylbewerber, die von Privatleuten unterstützt wurden – und so gleich einen Ansprechpartner in ihrer neuen Heimat hatten – später besser integriert sind als solche, für die der Staat aufkam, sagt Calla.

Land feiert sich für Kraftakt

Die Bedingungen, unter denen die Willkommenskultur entstand, sind jedoch völlig andere als in Deutschland. 37.000 Flüchtlinge nahm Kanada nach Regierungsangaben seit November 2015 auf. Das 36-Millionen-Einwohner-Land feiert dies als beispiellosen Kraftakt und Beitrag zur Linderung des Leids vor allem der syrischen Kriegsflüchtlinge. "Für uns ist das sehr viel, für Sie in Deutschland sehr wenig", weist Naomi Alboim von der Queen’s University jedoch auf den zentralen Unterschied hin – in Deutschland kamen 2015 ungleich mehr, nämlich fast eine Million Flüchtlinge an.

Ohnehin hat auch die kanadische "welcoming community" Schattenseiten: So groß die Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge ist, die mit dem Plazet der Regierung ins Land kamen, so gering ist die Unterstützung für Migranten, die es illegal ins Land schafften und einen Asylantrag stellten. Das sind wegen der geographischen Lage Kanadas zwischen zwei Ozeanen zwar vergleichsweise wenige Menschen, ihre Zahl geht dennoch in die Tausende.

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