Guttenbergs Polit-Comeback: Wiedersehen mit dem Plagiator

20.9.2017, 12:19 Uhr
Zu Guttenberg trat sein erstes Ministeramt im Februar 2009 an, in den schwierigen Zeiten der internationalen Finanzkrise.

© Sven Hoppe/dpa Zu Guttenberg trat sein erstes Ministeramt im Februar 2009 an, in den schwierigen Zeiten der internationalen Finanzkrise.

"Totgesagte leben länger", heißt es - aber seien wir mal ehrlich: Totgesagt war Karl-Theodor zu Guttenberg trotz der oberpeinlichen Plagiatsaffäre nie wirklich. Er ist tief gefallen seinerzeit, doch Horst Seehofer, sein großer Gönner und Förderer, hatte stets und hat weiterhin Großes mit dem Oberfranken vor. Und deswegen ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis zu Guttenberg wieder ein politisches Mandat erhält oder sogar einen Ministerposten bekleidet.

Stellt sich die Frage: Kann man einem Mann, der über seinen Doktortitel dreist gelogen hat, jemals wieder trauen? Das fällt in der Tat schwer, doch KT, wie der Adelige auch genannt wird, allein auf seine Plagiatsaffäre zu reduzieren und ihm deshalb jede Qualifikation für höhere politische Weihen abzusprechen, das wäre zu einfach. Viel mehr lohnt der Blick auf sein Wirken als Wirtschafts- und später als Verteidigungsminister.

Unterm Strich wenig Zählbares

Da bleibt unterm Strich wenig Zählbares. Zu Guttenberg trat sein erstes Ministeramt im Februar 2009 an, in den schwierigen Zeiten der internationalen Finanzkrise.

Seltsamerweise bezeichnete er die Märkte, die im Zuge der Krise hunderttausende Existenzen vernichteten, als "erwiesenermaßen effizient". Obendrein wandte er sich gegen einen Mindestlohn und versprach Steuersenkungen - was eigentlich in den Aufgabenbereich des Finanzministers fällt.

Viel Energie verwendete KT für die Rettung des in Schieflage geratenen Opel-Konzerns - umsonst. Beim Automobilbauer noch als großer Retter aufgetreten (und gescheitert), befürwortete er später die Insolvenz von Quelle/Arcandor und betonte wiederholt, dass die Steuerzahler nicht für drastisches Missmanagement von Unternehmen herangezogen werden dürften.

Verheerende Bilanz als Verteidigungsminister

Das störte ihn freilich nicht, wenig später staaliche Unterstützungszahlungen für den maroden Bankkonzern Hypo Real Estate (HRE) zu bejahen. Wie viele Steuermilliarden im Zuge dieser Rettung verbrannt wurden, kann niemand zuverlässig beziffern.

Verheerend auch seine Bilanz als Verteidigungsminister: Die Abschaffung der Wehrpflicht, die in seine Ägide fällt, sollte auf Biegen und Brechen schnell umgesetzt werden und ist derart mit heißer Nadel gestrickt, dass die Truppe heute noch unter den Folgen leidet.

Anstatt den Auftrag der Bundeswehr neu zu definieren und diese dann über Jahre hinweg adäquat auszurüsten und auszubilden (etwa für neue Bedrohungslagen), musste ein schneller Erfolg her. Das ging nach hinten los.

Ansonsten ist in Erinnerung, dass der Mann mit dem Sonnyboy-Image durch eine Talksshow nach der anderen tingelte und bemüht war, das Image eines Machers aufrecht zu erhalten - obwohl er dem Aktionismus stets mehr verfallen war als dem profunden politischen Arbeiten. Letzteres erzeugt vielleicht zählbare Ergebnisse, aber eben wenig Glamour. Und das schien zu Guttenberg schon stets wichtig zu sein.

Plagiatsaffäre hin, Plagiatsaffäre her - will man so jemandem einen Ministerposten und erneut die Verantwortung für Steuergelder übertragen? Ist das der Mann, den die Republik gerade braucht? Diese Frage beantwortet sich von selbst.

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