Mann schlägt 73-Jährige fast tot: Video beschäftigt Ermittler

29.12.2017, 11:52 Uhr
Der Tatort an der Rothenburger Straße wurde weiträumig abgesperrt.

© ToMa/Reitmayer Der Tatort an der Rothenburger Straße wurde weiträumig abgesperrt.

Die Tat ist kaum zu fassen. Am 13. Dezember traktiert ein junger Mann nur mit einer Unterhose bekleidet eine Seniorin mit Schlägen und Tritten in St. Leonhard auf offener Straße. Der Tatort liegt gleich neben dem Kindermuseum in der Michael-Ende-Straße. Zeugen werden aufmerksam. Jemand hat sein Handy gezückt und filmt den brutalen Übergriff. Am Tag darauf bittet die Polizei Zeugen, die den Vorfall beobachtet oder Film- und Fotoaufnahmen gemacht haben, sich zu melden.

Tage später taucht im Online-Portal einer österreichischen Zeitung das Video auf, das den heftigen Angriff in Nürnberg zeigt. Das Medium wirbt damit, das "Schock-Video gesichert" zu haben. Weiter heißt es da: "Auf Facebook wurde es bereits mehrfach gelöscht, doch mutige Nutzer verbreiten es weiter im Netz."

Ähnlicher Fall aus Fürth

Der ermittelnden Behörde in Nürnberg ist das Video bekannt. "Es wird geprüft, wie authentisch der Film ist", sagt Anita Traud, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Bewerten will sie das Material vor Abschluss der Ermittlungen nicht. Die Oberstaatsanwältin deutet aber an, dass hier gegen das Persönlichkeitsrecht verstoßen wurde. "Wir prüfen das. Auch, wer das Video ins Netz gestellt hat."

Einen ähnlichen, datenschutzrechtlich bedenklichen Fall hat es Anfang 2014 in Fürth gegeben. Nachdem dort ein Juwelier überfallen worden war, hatte der Geschäftsinhaber die Verbrecher auf eigene Faust gejagt. Der Juwelier stellte den Film aus der Überwachungskamera seines Ladens ins Netz, die Täter waren deutlich zu erkennen. Doch das missfiel den Datenschützern und der Polizei. Das Landesamt für Datenschutzaufsicht sah darin "einen Akt der Selbstjustiz, die in einem Rechtsstaat grundsätzlich nicht zulässig ist".

Frau geht es mittlerweile besser

"Auch wenn es vielleicht schwer nachvollziehbar ist: Persönlichkeitsrechte gelten für alle - selbst für Täter", sagt Andreas Sachs, Vize-Präsident im Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht. Furchtbar müsse es aber vor allem für das Opfer und die Angehörigen sein, wenn das Video im Netz steht und von jedem abgerufen werden kann. "Nicht auszudenken, was in einem Opfer vorgehen muss, wenn es auf einen Film stößt, in dem es bei einem brutalen Übergriff zum Opfer wurde."

Körperlich zumindest geht es der Frau, die in St. Leonhard attackiert wurde, mittlerweile besser. "Die Frau ist derzeit in einem stabilen Zustand und schwebt nicht mehr in Lebensgefahr", sagt Michael Petzold, Pressesprecher der Polizei den Nürnberger Nachrichten.

Die Mordkommission ermittelt wegen des Verdachts des versuchten Totschlags. Der Tatverdächtige und das Opfer kannten sich offenbar nicht. Philip Engl von der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth erklärte dazu: "Die Ermittlungen dauern an."

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