Protest-Lager in Nürnberg gegen die Asylpolitik

11.8.2012, 08:00 Uhr
Protest-Lager in Nürnberg  gegen die Asylpolitik

© Stefan Hippel

Ziel der Betroffenen ist es, mit Passanten, aber auch Politikern und Vertretern des in Nürnberg ansässigen Bundesamtes für Migration und Flüchlinge (Bamf) ins Gespräch zu kommen: „Unsere Menschenwürde wird nicht geachtet“, sagt Ahmad Kamale Sanech, einer der Initiatoren des Camps am Hallplatz.

Der 31-jährige Iraner lebt im Nürnberger Asylbewerberheim in Schafhof und fordert einen Stopp der Abschiebungen, eine Aufhebung der Residenzpflicht und eine Arbeitserlaubnis für Asylbewerber.

Forderungen, die Ende März auch Würzburger Asylsuchende öffentlichkeitswirksam formuliert hatten — vor dem Rathaus schlugen sie ihre Zelte auf und traten in einen Hungerstreik.

„Würzburg war der Ausgangspunkt, mittlerweile gibt es an vielen Orten Proteste, parallel zu Nürnberg seit gestern auch in Passau“, erläutert Markus Schuler von der Vereinigung Karawane, die sich für die Rechte von Flüchtlingen einsetzt. Schuler stellt fest, dass die Flüchtlinge sich „immer mehr selbst organisieren, weil sie erkennen, dass man ohne Vertretung zu nichts kommt“.

Angst geht um

In Nürnberg werden sich Asylsuchende verschiedener Nationalitäten an der Protestaktion beteiligen: Neben Iranern und Irakern sind auch Afghanen vertreten. Die haben laut Karawane-Mitarbeiter Schuler derzeit besonders viel Angst. Denn die jüngste Bamf-Spruchpraxis lasse darauf schließen, dass junge Afghanen vermehrt in ihre Heimat zurückmüssen, „obwohl sie dort unter die Räder kommen“. Entweder fallen sie den Taliban zum Opfer oder den örtlichen Behörden, fürchtet Schuler.

Was konkret in den kommenden beiden Wochen am Hallplatz zu erwarten ist, weiß Schuler nicht: „Das planen die Flüchtlinge, wir helfen nur bei logistischen Dingen.“ Einen Hungerstreik wie in Würzburg wird es wohl nicht geben, denn die Flüchtlinge bitten um Sach-, vor allem aber um Essensspenden, die im Camp am Hallplatz abgegeben werden können.

Denn aus eigenen Mitteln können die Flüchtlinge während der Protestaktion nicht für sich sorgen — ihr monatliches Taschengeld beträgt 40 Euro. Zwar hat das Bundesverfassungsgericht kürzlich entschieden, dass dieser Satz deutlich angehoben werden muss, doch Karawane-Aktivist Schuler dämpft die Euphorie: „Eigentlich soll es ab diesem Monat mehr Geld geben, angeblich 130 Euro pro Asylbewerber, doch hier in Bayern, wo man auf Sachleistungen setzt, bin ich gespannt.“

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