Witze in der Predigt

3.7.2007, 00:00 Uhr
Witze in der Predigt

© Voigt

Dass sich ein Pfarrer zum Wetten hinreißen lässt, kommt sicherlich nicht alle Tage vor. Eine Ausnahme von der Regel machten am Wochenende die Pfarrer Christian Schmidt-Scheer und René Hager von der St. Peter und Paul Kirche beim 300-jährigen Jubiläum des Pfarrhauses in Poppenreuth. Noch vor dem sonntäglichen Familiengottesdienst wetteten sie, dass sich keine 300 Besucher einfinden würden, die gemeinsam Paul Gerhardts bekanntes Kirchenlied «Geh aus mein Herz und suche Freud» anstimmen.

«Dies war ein Vorschlag der Gemeindejugend zur Ausgestaltung des Festprogramms», erläuterte Schmidt-Scheer im Nachhinein. Den Wetteinsatz hatten die Jugendlichen gleich mitgeliefert: Bei verlorener Wette sollten die Pfarrer in einem der kommenden Gottesdienste während der Predigt drei Witze zum Besten geben.

Schon am Vortag wurde das Ehrenfest im Pfarrhof bei Kaffee und Kuchen sowie einem Spanferkel gefeiert. Für kurzweilige Unterhaltung sorgten Theaterszenen und Musikbeiträge, die einen abwechslungsreichen Rückblick auf Geschichtsereignisse aus den letzten drei Jahrhunderten boten. Eine Tüte voller Gemüse aus dem Knoblauchsland konnte für dreihundert Cent erstanden werden. Ein frisches Angebot, bei dem auch Oberbürgermeister Thomas Jung während der Feier gerne zugriff.

Auch das Pfarrgebäude selbst kam beim Jubiläumsfest nicht zu kurz: Schautafeln zeigten im Hof historische Ansichten des mit einer roten Schleife herausgeputzten Bauwerks. Eine über 40 Jahre alte Fotografie zeigt das Haus noch mit einem Treppenturm auf der Südseite. Der Turm wurde kurz danach abgebaut, das Treppenhaus ins Innere verlegt sowie der ehemals im Haus befindliche Gemeindesaal in die einstige Pfarrscheune ausgelagert.

Lebensgroße Pappfigur

Von einer lebensgroßen Pappfigur des Pfarrers Johann Andreas Volland, Poppenreuther Pfarrer von 1694 bis 1730, wurden zahlreiche Gäste bei einer Besichtigung des Pfarrhauses empfangen. Mit 732 Gulden aus Sammlungen hatte Volland das Gebäude im Jahre 1707 errichten lassen. Einen Keller oder Luftschutzbunker gab es damals noch nicht. Dieser wurde im Zweiten Weltkrieg unter dem Haus angelegt. Mancher Besucher wagte sogar den Ausstieg aus dem engen Lichtschacht des Bunkers in den Pfarrhof.

Fragen warf eine Fachwerkmauer im Inneren des Sandsteingebäudes auf. «Das Fachwerk stammt noch vom Kerngebäude», lieferte Pfarrer Christian Schmidt-Scheer die Erklärung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren alle Häuser in Poppenreuth zerstört. Eine Ausnahme bildete die Kirche. Neben ihr entstand 1661 ein kleines Pfarrhaus mit Fachwerk, das gut 45 Jahre später in den heutigen Sandsteinbau integriert wurde. «Bitte daher nicht wundern, falls es im Jahre 2011 auch eine 350-Jahr-Feier geben sollte», klärte Schmidt-Scheer daher seine Gäste auf: «Beide Daten haben ihre Richtigkeit.»

Fest steht, dass es in St. Peter und Paul demnächst witzig zugehen wird, da sich 300 singende Gottesdienstbesucher eingefunden und die Pfarrer ihre Wette verloren haben. Wann von der Kanzel gewitzelt wird, blieb vorerst freilich Geheimsache. Schließlich sollen die Leute in die Kirche gehen. THOMAS VOIGT