Bäckerei Schuhmann kommt ab Mai in neue Hände

15.3.2019, 16:00 Uhr
Bäckerei Schuhmann kommt ab Mai in neue Hände

© Foto: Horst Linke

Demnächst wird es in Hermann Schuhmanns Backstube ein wenig enger zugehen als gewöhnlich. Drei Wochen lang wird der Bäckermeister dort nicht nur mit seinem Gesellen zusammenarbeiten, sondern auch mit dem Bäckermeister, der ab Mai das Geschäft übernimmt. Wer befürchtet, dass es bei dieser Konstellation etwas verkrampft werden könnte, wird schnell eines Besseren belehrt. Wenn die beiden Bäcker jetzt zusammensitzen, sind sie gleich am Fachsimpeln, tauschen Rezepte aus oder schwärmen etwa von mit Aprikosen- oder Kirschmarmelade gefüllten Maultaschen, die man heute kaum mehr irgendwo findet.

28 Jahre lang haben Hermann Schumann und seine Frau Sonja das Regiment in der Bäckerei geführt; er in der Backstube, sie hinter dem Tresen und im Büro. Dass sie der Abschied nicht allzu sehr schmerzt, hat sicherlich auch damit zu tun, dass es weitergeht in der Fichtenstraße. "Es wäre mir schon sehr schwer gefallen, täglich an dem leeren Laden vorbeizulaufen", gibt Sonja Schuhmann (53) zu.

Ihr Mann freut sich ebenfalls, dass ein "motivierter junger Bäckermeister" nachfolgt. "Das ist auch gut für das Viertel und die vielen Stammkunden, die zum Teil auch von auswärts kommen", sagt der 59-Jährige. Für ihn ist die Arbeit in den vergangenen Jahren zusehends schwerer geworden; sie hat ihre Spuren hinterlassen. Doch wer selbstständig ist, kann sich nicht einfach eine Auszeit nehmen, auch wenn der Körper danach verlangt. So stand Schuhmann mit Bandscheibenproblemen und lädierten Knien in der Backstube, nach einem Oberschenkelbruch saß er gar im Rollstuhl dort und gab dem Azubi die benötigten Anweisungen.

Vor fast genau einem Jahr und nach reiflicher Überlegung kündigten die Schuhmanns den Pachtvertrag für den Bäckerladen, der schon seit dem Bezug des Jugendstilhauses 1911 dort untergebracht ist. Einen Nachfolger suchten sie auch, per Anzeige und über die Innung. Doch der Erfolg blieb aus. Erst vor wenigen Wochen wurden sie fündig, über Mundpropaganda.

Chris Herrmann heißt der Bäckermeister, der bald in der Backstube werkeln wird. Der 23-Jährige, der aus der Oberpfalz stammt und dort seine Lehre gemacht hat, steckt voller Elan und Enthusiasmus — auch wenn er zunächst vieles beim Alten belassen will. Die zahlreichen Stammkunden werden also nicht auf ihre Käsestangen, Nusshörnchen und Krapfen verzichten müssen. Ein neues Brot hat er allerdings im Angebot; nach und nach könnten weitere neue Kreationen dazukommen.

Ohne Zusatzstoffe

Herrmann setzt auf Regionalität und Nachhaltigkeit — Aspekte, die auch seinem Vorgänger schon am Herzen lagen. Deshalb wird er sein Mehl auch weiterhin von einer kleinen Mühle nahe Ansbach beziehen, auf Zusatzstoffe in Brot und Gebäck verzichten und alte Rezepte wieder aufleben lassen. All das, da sind sich beide Bäcker einig, würde inzwischen von vielen Kunden gewünscht und honoriert. Dass viele von ihnen umdenken, Handwerkliches der industriellen Herstellung vorziehen, beobachtet Schuhmann seit einigen Jahren schon.

Dabei hat er noch die schlechten Zeiten seiner Zunft erlebt. Anfang der 1990er Jahre etwa, als die Discounter plötzlich Backwaren im Angebot hatten und Tankstellen am Sonntag frische Brötchen feilboten. "Da haben wir mehrmals überlegt, ob wir noch weitermachen sollen", sagt Hermann Schuhmann. Dass sie es taten, lag auch an den vielen treuen Kunden.

Einen Mann, der sich jeden Samstag geduldig in die lange Schlange einreihte, wies Sonja Schuhmann einmal darauf hin, dass er seine Bestellung auch schon im Voraus aufgeben und bereits bezahlen könne. Dann brauche er sich seine Ware nur noch aus einem Fach nehmen. Darauf wollte sich der Kunde aber nicht einlassen. "Bei Ihnen herrscht so eine angenehme Atmosphäre, da warte ich doch gern", so seine Antwort.

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