Ansbach: Kein Platz für neue Studenten?

17.1.2011, 18:27 Uhr
Ansbach: Kein Platz für neue Studenten?

© Zahout

Wer in den ersten Wochen des Wintersemester einen Blick aufs Schwarze Brett der Ansbacher Hochschule wirft, dem wird schnell klar: Die Lage ist ernst. Wohnungs- und Zimmergesuche nehmen sich gegenseitig den Platz weg, hängen dicht an dich gedrängt auf der Pinnwand. Denn viele Studenten suchen selbst nach Studiumsbeginn eine Bleibe in der Stadt.

Bis sie etwas gefunden haben, pendeln sie von zu Hause oder geben sich mit einem mehr oder weniger komfortablen Zimmer in der näheren Umgebung zufrieden. Wer kein Auto hat, muss Zug fahren, um zu den Vorlesungen zu kommen.

Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Denn im Wintersemester 2011/2012 wird der doppelte Abiturjahrgang an die bayerischen Hochschulen drängen- und somit auch nach Ansbach. Seit 2008 wurden deshalb die Studiengänge kontinuierlich ausgebaut. Drei Neue kamen hinzu, Bestehende wurden erweitert. Andreas Gutmann vom Studierendenservice: „Wir wollten nicht mit einem Sprung im Semester hochgehen. Deshalb haben wir die zu erwartenden Mehrbewerber schon mit diesen neu geschaffenen Studienplätzen abgefangen.“

Probleme bei der Wohnungssuche größer geworden

2200 Studierenden bietet die Hochschule mittlerweile einen Studienplatz. Das sind 700 mehr als noch vor drei Jahren. 2500 werden es am Ende sein. Mensa und Bibliothek wurden bereits vergrößert, zusätzliche Vorlesungsräume werden gebaut oder für die Überbrückungszeit in der Umgebung angemietet.

Dass sich die Probleme bei der Wohnungssuche in den letzten Jahren verschärft haben, weiß man auch an der Hochschule. „Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist vor allem zu Beginn des Wintersemesters immer sehr angespannt. Doch meistens pendelt sich das Ganze in den nächsten Wochen und Monaten wieder ein“, erklärt Pressesprecherin Monika Wiedenhöfer.

Die Studenten sehen das anders. Die Fachschaft der Hochschule hat deshalb eine Umfrage gestartet, die Aufschluss über die tatsächliche Lage geben soll. Mit den Ergebnissen will man sich dann an Hochschulpräsident Prof. Gerhard Mammen wenden. Denn nur mit konkreten Zahlen kann er die Stadt auf die Situation aufmerksam machen und Wohnraumerweiterung anregen. Wenn diese sich denn überhaupt zuständig fühlt. Denn das ist das Hauptproblem: Niemand will wirklich für die Wohnungslage in Ansbach verantwortlich sein.

Das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg, das das Wohnheim in Ansbach mit 130 Wohnheimplätzen betreibt, zählt es immerhin zu seinen Aufgaben. Stellvertretender Geschäftsführer Otto de Ponte stellt allerdings klar: „Die Wohnsituation in anderen Städten ist gravierender einzuschätzen. Projekte in Erlangen und Nürnberg werden vorrangig behandelt.“ Das scheint auf den ersten Blick auch verständlich. Orientiert sich de Ponte dabei doch an den Bewerberzahlen im Ansbacher Wohnheim. Die liegen mit 207 im Jahr deutlich unter denen für Nürnberg und Erlangen. So gehen für die Nürnberger Wohnheime rund 1200 Bewerbungen ein. Diese bieten zwar insgesamt 1600 Plätze, aber natürlich wird pro Semester nur ein Bruchteil davon frei.

In Erlangen ist es ähnlich. Hier kommen pro Semester 1600 Bewerbungen, die auf die freiwerdenden Unterkünfte der rund 1800 Plätze verteilt werden müssen. Aber: Ansbach lässt sich mit diesen Städten gar nicht vergleichen. Sechs Hochschulen gibt es in Erlangen und Nürnberg. In Ansbach ist es nur die eine.

Zwar habe es auch dort Pläne gegeben das Wohnheim auf angrenzendes Gelände zu erweitern, so de Ponte. Die seien aber mit Beginn der Abrissarbeiten zur Hochschulerweiterung hinfällig geworden. „Ein Wohnheim wird erst gebaut, wenn man davon ausgehen kann, dass es mindestens die nächsten 50 Jahre genutzt wird. Wir handeln also erst wenn der Bedarf fundiert nachgewiesen wird.“ Aufgrund von Leerständen im Sommersemester sieht de Ponte diesen Bedarf derzeit nicht.

Doch es gibt auch Bewegung in Ansbach. Private Investoren haben ihre Chance erkannt, kaufen Immobilien auf, modernisieren sie und vermieten dann an Studenten. In nächster Zeit werden sie damit sicher viel Geld machen können. Was das für die studentenfreundlichen Preise auf dem Ansbacher Wohnungsmarkt bedeutet, bleibt abzuwarten.

 

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