Mollath-Bruder in Ansbacher Psychiatrie gestorben

4.10.2016, 17:07 Uhr
Der ältere Bruder von Gustl Mollath, Deutschlands wohl bekanntestem Psychiatrie-Patienten, ist im Ansbacher Bezirkskrankenhaus verstorben. (Symbolbild)

© colourbox.de Der ältere Bruder von Gustl Mollath, Deutschlands wohl bekanntestem Psychiatrie-Patienten, ist im Ansbacher Bezirkskrankenhaus verstorben. (Symbolbild)

Bekanntlich saß Gustl Mollath sieben Jahre lang unschuldig in der Psychiatrie. Als durch die Berichterstattung der Nürnberger Nachrichten schwere Justizfehler bekannt geworden waren, kam er 2013 frei. Vor diesem Hintergrund sorgt der Tod des 70-jährigen Jürgen Mollath in der Psychiatrie für besondere Aufmerksamkeit. 

Nach Auskunft von Michael Schrotberger, Sprecher der Ansbacher Staatsanwaltschaft, verschied der Mann bereits am 8. September. Weil für die hinzugezogene Ärztin die Todesursache zunächst ungeklärt war, sei die Polizei eingeschaltet worden. Die Justiz habe schließlich ein Todesermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet und eine Obduktion angeordnet, die Herzversagen als Grund für den Tod herausgefunden habe.

Gustl Mollath sei, so Schrotberger, als naher Angehöriger und "Bestattungspflichtiger" - so heißt das amtlich - über die Ereignisse informiert worden. Von ihm und einem früheren Unterstützer sei dann Anzeige erstattet worden, weil an der Leiche Jürgen Mollaths angeblich Hämatome und Verletzungen zu sehen gewesen seien. In der Rechtsmedizin wurde diese jedoch, so die Staatsanwaltschaft, als übliche Totenflecken diagnostiziert.

Medikamente falsch verabreicht?

Weil der genaue Grund für das Herzversagen nicht bekannt ist, gibt es dennoch zusätzliche Tests. Eine chemisch-toxikologische Untersuchung entnommener Proben solle nun die Frage klären, ob etwa Medikamente falsch verabreicht wurden. Ergebnisse liegen gegenwärtig aber noch nicht vor.

Nachforschungen der Justiz haben ergeben, dass Jürgen Mollath offenbar schon eine Odyssee durch mehrere Krankenhäuser hinter sich hatte. Aus Medizinerkreisen hieß es, er habe unter einer paranoiden Schizophrenie gelitten.

Wie Justizsprecher Michael Schrotberger gegenüber den Nürnberger Nachrichten erläuterte, sei der Mann bereits am 20. August in die Ansbacher Klinik eingeliefert worden. Dies habe auch sein rechtlicher Betreuer, ein Nürnberger Rechtsanwalt, am Ende wegen des schlechten Allgemeinzustandes von Jürgen Mollath befürwortet. Dieser habe einen völlig verwirrten und verwahrlosten Eindruck gemacht.

Der Tote ist gestern auf dem Nürnberger Südfriedhof beigesetzt worden. Dort hat auch Gustl Mollath von seinem Bruder Abschied genommen.

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