Schülercoaching-Projekt sucht Ehrenamtliche

24.01.2011, 08:48 Uhr
Schülercoaching-Projekt sucht Ehrenamtliche

© Claudia Lehner

Initiativen, die den Übergang von der Hauptschule ins Berufsleben erleichtern wollen, gibt es einige. Das Coaching-Projekt nach dem mehrfach ausgezeichneten Cadolzburger Modell unterscheidet sich jedoch in einigen entscheidenden Punkten. Um schnelle Erfolge geht es nicht. Nachhaltigkeit und Kontinuität sind wichtig. Über drei Jahre hinweg werden die Schüler, ab der siebten Regelklasse, in sogenannten Tandems betreut. Diese lange Zeit ist notwendig, denn die Persönlichkeitsentwikklung der Schüler steht bei dem Projekt im Vordergrund. Coach und Jugendlicher sollen sich kennenlernen, eine Vertrauensbasis aufbauen.

Ein Coach für einen Schüler

Dieses Tandem ist eine weitere Besonderheit: Ein Coach betreut immer nur einen Schüler. Und dieses Duo soll zusammenwachsen und funktionieren, ohne den Einfluss von institutioneller Autorität. Zwar ist die Unterstützung durch die Schule und die Stadt den beiden Initiatoren, Dr. Andreas Pauldrach, der das Projekt seit vier Jahren erfolgreich in Burgbernheim betreut, und Peter Held, dem Spiritus Rector und Mitentwickler der Idee damal in Cadolzburg, wichtig. Doch in die Arbeit der Tandems sollen die Autoritäten sich nicht einmischen. Deswegen sei es auch wichtig, dass die Schüler selbst sich für die Teilnahme entscheiden und dass sie nicht geschickt werden. Und die Coaches sollen auch nicht Lehrern oder Eltern ersetzen oder Konkurrenz machen, sondern vielmehr ergänzend wirken, so Peter Held.

Hilfe zur Selbsthilfe

Der Ansatz ist ganzheitlich, wie der Senior erklärt. Um eine berufliche Perspektive zu entwickeln, muss zuvor ein guter Schulabschluss erreicht werden. Die Basis hierfür sieht er in der Stärkung des Selbstwertgefühls. Und mit diesem Konzept werden mittlerweile an 25 Hauptschulen in Mittelfranken tolle Erfolge erzielt. Von einer Erfolgsquote von 80 bis 90 Prozent spricht Peter Held, dem man die Begeisterung für das Projekt deutlich anmerkt.

In den vergangenen Jahren wurden bereits etwa 1000 Schüler betreut. Ehrgeizige Pläne könnte man meinen, aber damit es beim Neustart in der Kurstadt – ein erster Ansatz vor einigen Jahren verlief wieder im Sande – klappen kann, wurde der geplante Erfolg gut vorbereitet. Seit zwei Jahren sind Dr. Andreas Pauldrach und Hauptschulrektor Norbert Müller im Gespräch. Der engagierte Pädagoge steht voll hinter der Initiative. Den großen Vorteil im Vergleich zu der pädagogischen Arbeit der Lehrer, die sich im Unterricht ja ebenfalls intensiv mit dem Thema Ausbildung befassen, sieht er in der speziellen 1:1-Konstellation.

Stadt ist mit im Boot

Auch die Stadt Bad Windsheim ist diesmal mit im Boot. Im Stadtrat wurde das Konzept bereits vorgestellt. Funktionieren kann Projekt aber nur, wenn sich genügend geeignete Ehrenamtliche finden. Diese müssen zwar keine besondere Ausbildung mitbringen, sollten aber mit beiden Beinen im Leben stehen. Einiges wird von ihnen erwartet, wie in einem über 40 Seiten starken Leitfaden, scherzhaft Bibel genannt, niedergelegt ist. Sie müssen sich einem Ehrenkodex verpflichten und ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen.

Doch dafür erhalten sie auch viel Unterstützung – zum Beispiel von den anderen Coaches, mit denen sie sich einmal im Monat treffen. Außerdem wird Supervision angeboten. Nicht nur für die Schüler, auch für die ehrenamtlichen Begleiter wird es eine spannende und lehrreiche Reise: „Nach einem Jahr ist ein Coach nicht mehr der gleiche“, weiß Peter Held aus langjähriger Erfahrung. Wer sich für das Projekt interessiert, der kann sich am morgigen Dienstag ab 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Bad Windsheimer Rathauses informieren.