Schulhaus wurde im Freilandmuseum eingeweiht

20.09.2010, 17:48 Uhr
Schulhaus wurde im Freilandmuseum eingeweiht

© Hahn

Wie Bezirkstagspräsident Richard Bartsch in seinem Grußwort unter­strich, wird mit dem Schulgebäude eine Lücke im Freilandmuseum ge­schlossen, da jetzt das Erziehungs­wesen im ländlichem Raum hinrei­chend dokumentiert und wissen­schaftlich aufgearbeitet werden kann. Auch in Zukunft, so Bartsch, werde das Gebäude Unterrichts­zwecken dienen. So ist im ersten Stock, neben dem alten Klassenzim­mer, ein moderner Pädagogikraum eingerichtet.

Auch sei bei der Erfor­schung der Hausgeschichte eine be­sondere Entdeckung gemacht wor­den: Von 1894 bis 1916 unterrichtete der heute noch als „Bienenpapst“ bekannte Lehrer Johann Witzgall an dieser Schule und lebte mit sei­ner elfköpfigen Familie in der klei­nen Lehrerwohnung im Schulhaus. Neben seiner Lehrertätigkeit fand er Zeit, sich mit der Imkerei zu be­schäftigen, verfasste Fachbücher über die Biene und über die Ge­schichte der Zucht. Die Wohnung selber gibt Einblick in die Lebensumstände der damals schlecht bezahlten Dorfschullehrer, die durch kirchliche Hilfsdienste – wie Pflege der Kantorei und sonn­tägliches Orgelspielen – ihr karges Gehalt aufbessern konnten. Auch für die Beheizung mussten die Leh­rer selber sorgen. Im Klassenzim­mer selbst wurden alle Altersstufen nebeneinander unterrichtet.

Zeitzeugengespräche mit ehemaligen Schülern

Museumsleiter Professor Konrad Bedal, der auch allen Beteiligten noch einmal seinen Dank ausge­sprach, wies in seiner Rede darauf­hin, dass das Gebäude erheblich äl­ter sei, als die anlässlich eines Um­baus eingravierte Jahreszahl 1801 vermuten lässt. Wann genau der Vor­gängerbau entstand, ist noch unklar.

© Hans-Peter Hahn

Die Feier selbst wurde begleitet mit einem Liedervortrag der Kin­derkantorei St. Kilian unter der Leitung von Kantorin Luise Lim­pert mit Liedern passend zum Thema „Bienen“ und „Natur“. Sehr interessant das Gespräch mit den Zeitzeugen, alles ehemalige Schüler der Volkschule Pfaffenhofen, die in ihrer Schülerzeit noch die harten Schulbänke im alten Klassenzim­mer „genossen“ hatten. Befragt von Hans Götz, Lehrer an der Grund­und Hauptschule Burgbernheim, ga­ben die drei älteren Semester be­reitwillig Auskunft über die Er­ziehungsmethoden zu jener Zeit. Diese wurden durchaus nicht ver­klärt, sondern kritisch beleuchtet. Von Züchtigungen mit dem „Spani­schen Röhrchen“ war beispielsweise die Rede. „Der Häkelunterricht wurde sehr ernst genommen“, er­innerte sich eine ältere Dame. „Aber wir Mädchen wurden damals sowieso nicht auf die höhere Schule geschickt.“

Nach einer kurzen, sehr launigen und nachdenklich machenden Spiel­szene zum Thema Schule mit Schau­spielern aus dem Ensemble des Freilandtheaters und inszeniert von Christian Laubert, konnte das Schulhaus besichtigt werden, wobei das alte Klassenzimmer, die Schul­bänke mit den Schiefertafeln und den Tintenfläschchenhaltern vor al­lem bei den Kindern sehr gut anka­men. Schon möglich, dass die Aus­einandersetzung mit dem „Einst“ bei so manchem das „Jetzt“ in ande­rem Licht erscheinen lässt.