Kommentar: Hinter der Sandkerwa-Absage steckt Kalkül

4.5.2017, 15:15 Uhr
Kommentar: Hinter der Sandkerwa-Absage steckt Kalkül

© Markus Raupach

Malerischer lässt sich kaum feiern: In den Abendstunden erleuchten bunte Lichter die Regnitz, und in den malerischen Gassen der Bamberger Altstadt drängeln sich die Gäste. Doch weil es gar so schön ist, wollen immer mehr Menschen dabei sein – zu viele, wie mancher alteingesessene Bamberger beklagt und der in seinen Augen zur Fress- und Saufmeile verkommenen Sandkerwa den Rücken kehrt.

Der Erfolg tötet seine Kinder – dieses Phänomen lässt nicht sich nicht nur in Bamberg beobachten, sondern unter anderem bei der Erlanger Bergkirchweih oder dem Forchheimer Anna-Fest, wo sich immer größere Besuchermassen auf einem begrenzten Areal konzentrieren und damit trotz aller Sicherheitsvorkehrungen für ein gewisses Risiko sorgen. Seit der Tragödie bei der Loveparade in Duisburg mit 21 Toten und hunderten von Schwerverletzten sind Veranstalter noch mehr für solche Szenarien sensibilisiert, und der Gesetzgeber hat die Auflagen für öffentliche Veranstaltungen merklich verschärft.

Zu Recht, denn solche organisatorischen Fehler wie in Duisburg dürfen sich nicht wiederholen. Auf der anderen Seite sind ehrenamtliche Ausrichter wie in Bamberg schnell mit diesen Auflagen überfordert. Eine Veranstaltung wie die Sandkerwa mit bis zu 300.000 Besuchern pro Jahr lässt sich nicht mehr von einem kleinen Bürgerverein stemmen – allein schon wegen der Frage der Haftung im Falle eines Unglücks mit Personenschäden. Auch die Bamberger Veranstalter haben das erkannt und schon vor einigen Jahren eine GmbH gegründet.

Wurden die Ausrichter von der Kommune mit ihren Problemen im Regen stehengelassen? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten angesichts vieler Punkte, in denen die Entscheidungsträger im Bamberger Rathaus dem Bürgerverein entgegengekommen sind. Keinen Interprationsspielraum lässt dagegen die Art und Weise, wie die Organisatoren der Sandkerwa ihre Entscheidung kommuniziert haben. Erst überaus medienwirksam die Meldung von der Absage zu platzieren, dann auf Tauchstation zu gehen und fürs Erste die Gesprächsangebote der von dieser Entscheidung völlig überraschten Stadt abzulehnen, das spricht zum einen für eine gewisse Unbedarftheit.

Zum anderen steckt hinter dieser Strategie wohl auch das Kalkül, öffentlichen Druck auf die öffentliche Hand aufzubauen. Doch dieses Verhalten könnte zum Bumerang werden: Wer seine Partner öffentlich so vorführt, der ist wohl tatsächlich überfordert und sollte dieses Geschäft besser Profis überlassen.

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