Moslem-Debatte: Morddrohungen gegen Erzbischof Schick

5.11.2016, 18:17 Uhr
Weil er einen muslimischen Bundespräsidenten für vertretbar hält, steht der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick im Auge eines Shitstorms.

© dpa Weil er einen muslimischen Bundespräsidenten für vertretbar hält, steht der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick im Auge eines Shitstorms.

Fast könnte man meinen, er habe geahnt was folgen würde. Die Gesellschaft sei nicht bereit für einen muslimischen Bundespräsidenten, sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick Ende Oktober im NN-Talk auf der Consumenta. Dennoch halte er eine Nominierung für "vertretbar". Seit Wochen wird Navid Kermani - Schriftsteller und Moslem - für die Nachfolge Joachim Gaucks als Bundespräsident gehandelt. Seit Wochen wird diskutiert - und nun auch weit unter der Gürtellinie.

Die Alternative für Deutschland hält die Äußerung des Bamberger Erzbischofs offenbar für völlig deplatziert. "Die hohen Vertreter der großen Kirchen in Deutschland machen sich immer mehr zur fünften Kolonne links-grüner Ideologen", schrieb die AfD auf Facebook. Dazu postete die Partei ein Fotos Schicks mit einem "Halal"-Stempel, riet dem Erzbischof, sein Verhalten "über die Adventszeit einmal zu überdenken".

Erzbistum in Kontakt mit der Polizei

Über 1000 Kommentare hat der Post der AfD - Kommentare voller Hass. "Scheiterhaufen aufrichten und drauf mit den Pfaffen", schreibt etwa ein Facebook-User namens Uwe Schlüchtermann. Es fallen Worte wie "Glaubensverräter", "Pack", "Sultan", immer wieder wird Schick mit dem Tode gedroht.

Eine Sprache, die das Erzbistum Bamberg so nicht hinnehmen will. Man sei bereits in Kontakt mit der Kriminalpolizei, die die Morddrohungen gegen Schick derzeit prüft, sagt Harry Luck, Sprecher des Bistums zur Deutschen Presse-Agentur. Ob die Diözese jedoch wirklich Anzeige erstattet, ist noch unklar.

"Alles andere wäre undemokratisch"

Nach einem Bericht des Portals inFranken.de prüft das Bistum auch rechtliche Schritte gegen die AfD. "In dem Posting auf Facebook verletzt die Partei Urheber-Rechte und verkürzt auf sinnentstellende Weise Aussagen des Bischofs", sagte ein Sprecher der Diözese. Durch das abgeänderte Zitat werde der Eindruck erweckt, der Erzbischof würde einen muslimischen Bundespräsidenten fordern. 

Konkret sagte Schick beim NN-Talk, er sehe für einen muslimischen Bundespräsidenten keine Mehrheit in der Gesellschaft, der Großteil der Bevölkerung werde "nicht Ja sagen". Dennoch könne die Kirche sich dem nicht verschließen. "Alles andere wäre undemokratisch", so der Bamberger Erzbischof.

Ludwig Schick ist dafür bekannt, sich klar zu positionieren. Erst Anfang des Jahres kritisierte er immer wieder die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung. Schon damals erhielt der Erzbischof Morddrohungen. Angst habe er jedoch nicht: "Ich habe mich morgens beim Joggen in Bamberg öfters einmal umgeschaut", so Schick. Still sein will er dennoch nicht: "Man darf aus Furcht nicht zurückweichen und muss seine Werte weiter vertreten."

20 Kommentare