Der Vorteil des Amtierenden

13.2.2008, 00:00 Uhr
Der Vorteil des Amtierenden

© Kämmerer

Zuspruch kann die Fürther CSU in der Tat gebrauchen. Denn die Chancen für ihre Oberbürgermeisterkandidatin Birgit Bayer-Tersch sind denkbar gering. «Es ist immer schwer gegen einen Amtierenden«, weiß auch Günther Beckstein und ergänzt, dass das 1000-jährige Stadtjubiläum im letzten Jahr eine Steilvorlage für SPD-OB Thomas Jung war, die nicht besser hätte kommen können - vor allem, weil das Jubiläum ein voller Erfolg war.

Dazu kommt, dass die Stadt sich in den letzten Jahren gut entwickelt hat. Die Innenstadt wird sukzessive attraktiver gemacht, nach und nach werden zahlreiche der vielen denkmalgeschützten Gebäude saniert, sogar ein neues Thermalbad ist entstanden. Sich selbst nennt die Stadt «Solarstadt«, weil die Sonnenenergie in Fürth bekanntermaßen eine große Rolle spielt; auch «Wissenschaftsstadt« darf sich Fürth ganz offiziell nennen. «Fürth hat sich ein positives Image erarbeitet«, erklärt Thomas Jung.

Regelrechte Aufbruchstimmung brachte der Abzug der US-Armee in die Stadt. Damit wurden riesige Flächen im Stadtgebiet frei, die in Fürth ziemlich optimal genutzt wurden: in der Kalb-Siedlung entstand Wohnraum für Familien, die durchaus aufs Geld schauen müssen; die es nicht müssen, haben sich in denkmalgeschützten und top-renovierten Gebäuden am Südstadtpark niedergelassen, in dem auch die Grüne Halle liegt. Die ist nicht nur optisch ein Schmuckstück, sondern bietet im Innern Einkaufsmöglichkeiten für Feinschmecker mit dem nötigen Kleingeld.

Auch finanziell geht es der Stadt besser denn je, so scheint es. OB Jung verweist auf den Haushalt 2008, der ohne neue Schulden auskomme. Stopp! Dem gebietet Birgit Bayer-Tersch Einhalt. «Ein Haushalt ohne Nettoneuverschuldung ist nicht automatisch ein Haushalt ohne neue Schulden«, stellt die gelernte Betriebswirtin und Pharmareferentin fest. Sie wirft ein, dass von den bestehenden Schulden, die seit 2002 (damals hatte Thomas Jung den CSU-OB Wilhelm Wenning gestürzt) um mehr als 100 Millionen Euro angestiegen seien, zwar neun Millionen Euro getilgt worden seien - doch genau dieser Betrag sei auch wieder neu aufgenommen worden. Zusätzlich seien vier Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen und der (zwar kleine) Überschuss aus dem Vorjahr in den 2008er Haushalt aufgenommen worden. Ergo: Nach wie vor werde in Fürth «mehr Geld ausgegeben als eingenommen«. Und auch sonst hält die bald 47-Jährige Stadträtin dem alerten SPD-OB vor, dass viele der positiven Entwicklungen in der Stadt bereits unter seinem CSU-Vorgänger Wenning eingeleitet worden seien - sie nennt die Kalb-Siedlung, das Kulturforum, die Neu-Nutzung des Grundig-Areals und das alte Flughafen-Gelände in Atzenhof, auf dem ein florierender Gewerbepark entstanden ist. Bedenklich findet es Frau Bayer-Tersch, dass sich OB Jung offenbar selbst eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei vorstellen kann, sollte diese in den Stadtrat kommen. «Dass sich die SPD anderswo ganz anders verhält, scheint in Fürth nicht von Bedeutung zu sein.«

Dennoch: Die CSU-Kandidatin weiß, dass sie nur Außenseiterchancen hat; ihr Ziel ist es, Jung in die Stichwahl zu zwingen, die CSU hofft außerdem auf mehr als die bisher 18 Stadtratssitze. Der OB selbst gibt sich als Messlatte die sonst von der CSU gewohnten «50 Prozent plus X«. Allerdings muss Jung neben Birgit Bayer-Tersch noch gegen die Kandidaten der Grünen, der Freien Wähler, der Linkspartei und der Republikaner antreten.

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