4. April 1963: Mehr Dienst am Kunden notwendig
03.04.2013, 13:20 Uhr Aus Anlass der Einweihung dieses für ganz Nordbayern erstmaligen Autoschalters stellte am Vormittag Oberbürgermeister Dr. Heinrich Lades im Verlauf einer kleinen Feier fest, dass hier eine Forderung verwirklicht wurde, die in Erlangen schon lange erhoben worden sei: das Verlangen nämlich nach einer raschen freundlichen und zuvorkommenden Bedienung.
Die neue Einrichtung, die es in ähnlicher Weise noch in Augsburg und in Rosenheim, aber noch nicht einmal in Nürnberg gibt, verdankt ihre Wirkung dem Umstand, dass hier mit modernsten Mitteln der Technik den gestiegenen Ansprüchen der Bevölkerung Rechnung getragen wird. Der äußere Vorgang ist, wie man gestern Vormittag, als Landrat Heinz Beckh als erster Kunde den Schalter „anfuhr“, bemerken konnte, denkbar einfach.
Durch eine Hofeinfahrt kommt der pferdestarke Kunde mit seinem vierrädrigen Untersatz an die Rückfront des Gebäudes. An der Ecke der Ausfahrt sind, hinter großen Glasscheiben verborgen, zwei Autoschalter angebracht. Der eine liegt hinter der Ecke, so dass ständig zwei Kunden gleichzeitig bedient werden können.
Verständigung über Mikrofon
Der Kunde kurbelt die Scheibe seines Wagens herunter, und durch eine Mikrofon-Sprechanlage vermag er sich mit dem Bankbeamten zu verständigen. Die ganze Anlage ist mit einem Schutzdach versehen, so dass die Witterung für das Geschäft, das hier vor sich geht, ohne Einfluss bleibt.
Sobald klar ist, was der Kunde will, wird unter dem großen Fenster eine Schublade vorgeschoben. In sie legt der Mann im Auto sein Geld oder seine Papiere, der Angestellte der Bank nimmt die Sachen entgegen. Und nun beginnt das Zauberwerk der Technik seine Tätigkeit
Der Schalterbeamte füllt ein Papier aus, auf dem der Inhalt des Bankgeschäfts vermerkt wird. Dann legt er es auf eine Glasscheibe. In Wirklichkeit ist die Glasscheibe das äußerlich sichtbare Teilchen des Fernsehsenders. Ein Knopfdruck genügt, und am anderen Ende der Fernseh-„Leitung“, im Hauptgebäude am Hugenottenplatz, wird die Sendung auf einem Bildschirm empfangen. Hier wird die Kontonummer und alles, was sonst noch wichtig ist, abgelesen.
In den Karteien und Kontenauszügen wird das Bankgeschäft vermerkt. Durch einen Knopfdruck wird der Schein, den der Mann am Hugenottenplatz auf dem Bildschirm sieht, signiert. Der Beauftragte kann so ein Schriftstück abzeichnen, das er nie in der Hand hatte; sondern in Wirklichkeit einige hundert Meter entfernt verwahrt wird. Der Verantwortliche, mit der drahtlosen Genehmigung in der Hand, kann nun den Rest des Geschäfts, die Auszahlung des Geldes oder die Aushändigung der Quittung, erledigen.
Die Gäste der Einweihungsfeier besichtigen dieses Wunderwerk der modernen Technik mit großem Interesse. Zuvor hatten Oberbürgermeister Dr. Lades und Sparkassendirektor Vogelhuber auf die Bedeutung der Neuerung verwiesen. Die gute Bedienung des Kunden ist eines der aktuellsten Themen für Erlangen in den nächsten Jahren, und es wird mit der Sanierung der Innenstadt noch weitere Bedeutung erhalten, stellte der OB fest.
Aufgrund eigener Erfahrungen und im Zusammenhang mit der kommunalpolitischen Bedeutung der Sache verwies der Oberbürgermeister auf die Umsätze des Einzelhandels der Stadt. Sie können der Stadtverwaltung insofern nicht gleichgültig sein, als sie für die Gewerbesteuer, die der Stadt zufließt, von Bedeutung sind.
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