Auf bunter Kultur-Tour durch die ganze Stadt

19.5.2009, 00:00 Uhr
Auf bunter Kultur-Tour durch die ganze Stadt

© Harald Hofmann

Orangefarbige Fahnen und Schilder mit der Aufschrift «Kunst auf der Couch» weisen den Weg zu den 20 über das Stadtgebiet verteilten Stationen. Vor der Wohnung von Karin Preissler und Herbert Sauer in Alterlangen warten blaue, graue und grüne Gästepantoffeln auf die ersten Besucher. «Wir haben unsere eigenen Bilder abgehängt und heute eine Galerie für einen Tag», erläutert Sauer.

Ein Rundgang durch die mit viel Holz gestalteten, stimmungsvollen Räume führt vorbei an den intensiv leuchtenden Acrylbildern und Collagen von Jeanette Zillich. «Ich habe versucht, einen Querschnitt meiner Arbeiten der letzten acht, neun Jahre zu präsentieren und verschiedene Techniken zu zeigen», erklärt die aus Altdorf stammende Künstlerin. Malen ist für die 1959 geborene Sozialpädagogin und Kunsttherapeutin ein «intuitiver Prozess und eine ganz starke Ausdrucksmöglichkeit».

Therapeutische Möglichkeiten

Die therapeutischen Möglichkeiten des Malens schätzt auch Diplom-Psychologin Andrea Seidl. An dem sonnigen Maitag hat Seidl einige ihrer farbenfrohen Mandalas in den Vorgarten geräumt, wo sie nun Tisch und Stühle zieren. «Wunderbar, dass man sich mal so ganz privat umschauen kann», lobt ein Gast im Membacher Weg die Erkundungstour durch Atelier, Praxis und Wohnbereich.

Wenige Häuser weiter ist bei Familie Bauer der Garten zur Ausstellungsfläche umfunktioniert: Töpferdozentin Karin Fey zeigt hier Keramiken. Besonders stolz ist die Heroldsbacherin auf ihre Raku-Objekte. Die nach einer japanischen Technik gebrannten Kugeln, Schalen und Vasen mit dem typischen Krakelee entfalten je nach Lichteinfall ganz unterschiedliche Wirkung. «Man kann den Prozess nicht steuern», sagt die 66-Jährige, die jedes Mal selbst vom Ergebnis fasziniert ist.

Eine der künstlerisch professionellsten Stationen liegt am Lorlebergplatz. Dorthin hat Lars Herrmann, der bereits 2007 im Kunstverein ausgestellt hat, seine teils düsteren Kugelschreiber- und Tuschezeichnungen mitgebracht. Von der Vergänglichkeit fasziniert, lässt der Uehlfelder in archaischen Landschaften und fiktiven Porträts die Formen ineinanderfließen. «Mich interessieren elementare Sachen wie Bäume, Steine oder das Wasser», berichtet Herrmann, der zurzeit an einem Triptychon zum Abendmahl arbeitet.

Mit insgesamt sieben Stationen die größte Ausstellungsdichte weist der Stadtteil Bruck auf. Bis zum Abend hat Helmut Racher in seinem Garten 150 Besucher gezählt, die die Arbeiten der Nürnbergerin Heidi Drahota sehen wollten. Taschen und Tücher aus oder mit Filz laden zum Berühren ein, und zu jedem Accessoire gibt es obendrein noch den farblich passenden Schmuck. Die Umsetzung mancher Ideen dauere Jahre, verrät die 1961 geborene Künstlerin, die interessiert beobachtete, wie die Gäste etwa auf einen riesigen, im Garten platzierten Filzstein reagierten.

Organisatorin Renate Abeßer ist mit dem Erfolg der Erstauflage von «Kunst auf der Couch» rundum zufrieden. «Vor allem die Stimmung war sehr gut, überall traf ich gut gelaunte Leute», berichtet Abeßer.

Die Idee der «Offenen Haustür» stammt aus dem südenglischen Brighton, wo heuer mehr als 200 Bürger Raum für über 1000 Künstler zur Verfügung gestellt haben. ASTRID MENHARDT