Blinddarm-OP: Uni-Klinik Erlangen siegt im NZ-Klinikcheck

9.6.2018, 05:52 Uhr
Professor Robert Grützmann zeigt, wie ein Operationssimulator funktioniert.

© Harald Sippel Professor Robert Grützmann zeigt, wie ein Operationssimulator funktioniert.

Der Eingriff sei gar nicht gefährlich, sagt Prof. Robert Grützmann von der Chirurgie der Erlanger Uniklinik, der zum zweiten Mal in Folge beim NZ-Klinikcheck gesiegt hat: "Weniger der Eingriff ist gefährlich, als ihn nicht zu machen. Man kann daran sterben, wenn der Blinddarm nicht rechtzeitig entfernt wird", sagt Grützmann. "Die OP ist sehr sicher. Die meisten Patienten sind jung und überstehen den Eingriff, auch wegen der minimalinvasiven Knopflochtechnik, gut." 

Blinddarm-OP: Uni-Klinik Erlangen siegt im NZ-Klinikcheck

© Melanie Held

Pro Jahr wird 400 Patienten in der Chirurgischen Klinik und in der Kinderchirurgie in Erlangen der Blinddarm entfernt. Als Erfolgsrezept nennt Grützmann: "Dass wir die besten technischen Möglichkeiten haben, von der Laparoskopie zum Roboter bis hin zum Simulator, an dem der Nachwuchs exakte OP-Schritte lernt, hilft sicher. Wir haben Facharztstandards, und auch die Frequenz der Blinddarm-OPs trägt zu unserer Erfahrung bei. Das wichtigste ist aber die individuelle Hinwendung zum Patienten. Egal, ob man mit dem Blinddarm kommt, mit einem Leistenbruch oder mit Krebs: Für den Patienten ist sein Problem die wichtigste Sache der Welt."

Für die fünfte Folge in diesem Jahr haben die Gesundheitsmanager der Universität Erlangen-Nürnberg 29 Kliniken in der Region bewertet, die die Entfernung des Blinddarms vornehmen. Auf dem zweiten Platz folgt die Anregiomed Klinik Ansbach, auf dem dritten das Klinikum Fürth. Die GoogleMap-Karte unten zeigt alle gerankten Häuser.

Blinddarm-OP: Uni-Klinik Erlangen siegt im NZ-Klinikcheck

© FAU

Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben für das Ranking die Abrechnungsdaten und Patientenempfehlungen der Krankenkassen AOK und Barmer GEK ausgewertet. Alle Krankenhäuser in Deutschland sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Fallzahlen, Ergebnisse und eventuelle Komplikationen zu dokumentieren und zu melden. Doch ohne anschauliche Auswertung sind diese Zahlen oft schwer zu interpretieren. Nicht nur ältere Menschen ohne Internetkenntnisse, selbst Fachleute konnten sich lange kein Bild von der Qualität eines Krankenhauses machen. Mit dem NZ-Klinikcheck hat sich das geändert. Er bietet seit 2016 Orientierung und geht in diesem Jahr in die dritte Runde. 

"Ziel unserer Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region anzuheben", sagt PD Dr. Martin Emmert, der verantwortliche Wissenschaftler am Nürnberger Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten.

Im NZ-Klinikcheck schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann." Von Häusern in den Kategorien 3 und 4 ist keineswegs allgemein abzuraten. Für ihre etwas schlechteren Ergebnisse im regionalen Vergleich sind teilweise geringe Unterschiede ausschlaggebend.


Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck finden Sie hier. 


Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden."

Im Video beantwortet Professor Grützmann die Frage, wann der Blinddarm entfernt werden muss und wie es sich ohne ihn weiterlebt: 

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