Der Denkmalschutz traut sich was

2.9.2013, 17:59 Uhr
Der Frankenhof ist nur ebenfalls Denkmal - was einer zukünftigen Nutzung nicht widersprechen soll.

© Anestis Aslanidis Der Frankenhof ist nur ebenfalls Denkmal - was einer zukünftigen Nutzung nicht widersprechen soll.

In der Hugenottenstadt wird dies am kommenden Sonntag, 8. September, schon bei der Eröffnung sinnfällig, findet diese doch in einem Denkmal statt, das erst unlängst zu einem solchen erklärt wurde und auf Anhieb nicht ins Schema des „Schönen“ passen will: der Frankenhof. Dies gerade erst vom Landesamt für Denkmalpflege in Bayern gekürte Objekt gilt Denkmalfachleuten und Architekten als ein Denkmal der Nachkriegsmoderne und ist ein schönes Beispiel dafür, dass immer mehr Bauten der 50er und 60er Jahre, oft den bröckelnden Charme des alternden Betons atmend, ins öffentliche Bewusstsein gehoben werden – wo ihr Verfall längst akzeptiert war.

Aber der Frankenhof ist nur ein Beispiel. In Fürth soll ein Kaufhaus der 60er Jahre, das Woolworth, Denkmal werden, in Dachau wird ein alter Wasserturm zum Denkmal, das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg mit viel Geld zu erhalten ist höchst umstritten. Nicht alles ist also so schön wie historisch-architektonische Perlen wie das Palais Stutterheim oder die Orangerie, an denen heute noch der Denkmal-Begriff festgemacht wird.

Erlangens Kulturreferent Dieter Rossmeissl, ein bekennender Gegner eines „Denkmals Frankenhof“, wird zur Eröffnung wohl begründen, weshalb er gelegentliche Zweifel an Maßstäben und Zielen des Denkmalschutzes hat, zumal diese Disziplin sich selbst den Anspruch stellt, „funktionierende“ Denkmale zu schaffen, also „lebendige“ Bauten und keine museale Architektur, so schön sie auch sein möge. Dieser Meinung schließen sich im übrigen auch Hans Kurt Weller und die Architektin Pia Tempel-Meinetsberger an, die im Ortskuratorium der Stiftung den Denkmalschutz in Erlangen hochhalten.

Dem Friedhof fehlt es an akustischem "Frieden"

Zu den problematischen, weil eben nicht unbedingt schönen Denkmalen, gehört auch der Altstädter Friedhof. Das ist weniger seiner Gestaltung und dem durchaus ansehnlichen Martinsbühler Kirchlein zu verdanken, sondern seiner Lage. Eingekeilt zwischen Autobahn und Schienenstrang fehlt es dem Friedhof nicht nur am Platz, sondern vor allem am akustischen „Frieden“, wenn Lastwagenlärm und laute Güterzüge nur noch stören.

Zu den zumindest unbequemen Baudenkmalen wird an diesem Tag auch das Egloffsteinsche Palais (Sitz der Vhs) gehören, das seinen schmucken Festsaal öffnet. Unbequem ist es vor allem deswegen, weil es dringend renovierungsbedürftig ist – und etwas „Unbequemeres“ als eine teure Renovierung gibt es für ein öffentliches Gebäude für eine Stadt kaum. Am Tag des offenen Denkmals können Besucher den beschaulichen Innenhof bei einer Tasse Cappuccino genießen, Mitarbeiter der Vhs stellen das neue Semesterprogramm vor und informieren über neue Angebote. Es gibt Führungen mit Besichtigung des Festsaals um 14.30 und um 15.30 Uhr.

Die Liste der am Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffneten Denkmale ist natürlich noch länger. Das von einer „wandernden“ Mauer vom Einsturz bedrohte Stadtforscherhaus auf der Saugraben-Mauer gehört dazu, natürlich auch die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt, die Hupfla. Besichtigt werden kann an diesem Tag aber vor allem das ehemalige Hupfla-Empfangsgebäude am Maximiliansplatz 2, ebenso wie die vom Maler Herbert Martius gestaltete Fath-Villa in der Hindenburgstraße 48a. Stündliche Führungen gibt es auch im ehemaligen Garnisonslazarett in der Hartmannstraße 14, das später die Hautklinik des Universitäts-Klinikums beherbergte.

Zu empfehlen sind auch die stündlichen Führungen, die von der einstigen Veste in der Altstadt bis zum abgebrochenen Nürnberger Tor führen. Und durch die Alte Universitätsbibliothek gibt es ebenfalls Führungen.

Eine komplette Übersicht zum Denkmaltag ist den kostenlosen Broschüren zu entnehmen, die in der Adler-Apotheke, städtischen Gebäuden sowie der Geschäftststelle der Erlanger Nachrichten in der Hauptstraße ausliegen.

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