Erlangen als lebendige Bierstadt

9.4.2018, 11:30 Uhr
Erlangen als lebendige Bierstadt

© Harald Sippel

"Dat ich nit von hier bin, dat habt ihr schon bemerkt." Ja, klar. Die Emmy stammt hörbar nicht aus Franken. Und offensichtlich auch nicht aus dem Jahr 2018. Denn mit Schürze und Holzschuhen ("Für Lederschuhe fehlt das Geld!") bummelt sie mit einer Gruppe durch die Altstadt – und erzählt dabei jede Menge Geschichten und Fakten rund um Erlangen als Bierstadt.

Der Erlanger Tourismus- und Marketing-Verein bietet regelmäßig Kostüm-Führungen durch die Hugenottenstadt an. Eine besonders lebendige ist "Aus dem Leben der Braumagd Emmy". Hier geht die Zeitreise zurück in späte 19. Jahrhundert. So um 1871 ist es wohl gewesen, als sich die Emmy an der Seite ihres Karls von Dortmund aus nach Erlangen aufgemacht hat. Motto: "Gehste da, gehe ich auch da!"

Als "Mädchen für alles" hat sie bei der Steinbach-Bräu geputzt — und die Ohren gespitzt. Alles, was sie dabei erfahren hat, wird nun berichtet. Ach ja: Zur Sicherheit hat die Emmy sich auch noch beim aktuellen Betreiber der Brauerei über ganz viele Dinge informiert. Und so geht es zum Auftakt der Führung vor allem um den Alltag im Gebäudekomplex in der Vierzigmannstraße. An diesem sonnigen Wochenende wacht sogar — als ob es extra dafür bestellt wurde — das Brauerei-Wappentier auf dem Schlot. Es kommt noch besser: Als die Gruppe sich wieder in Bewegung setzt, breitet der Storch seine Flügel aus und schwingt sich in die Lüfte!

Vor München und Kulmbach

Zu berichten gibt es vieles: Gute Standort- und Rohstoffbedingungen, die kalten Bierkeller am Burgberg oder nahe Anbaugebiete für die Rohstoffe in Verbindung mit der untergärigen Brauweise sorgten für den Aufstieg Erlangens zur in der ganzen Welt bekannten Bierstadt. Gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und eine ideale Eisenbahnanbindung waren die Basis. Durch die Erweiterung der Absatzmärkte beschleunigte sich der Übergang von der handwerklichen zur industriellen Produktionsweise. Zwischen 1860 und 1890 stand das Braugewerbe auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung. Im Spitzenjahr 1877 – damals rangierte Erlangen mit Nürnberg noch vor Kulmbach und München an erster Stelle – wurden fast 200 000 Hektoliter ausgeführt.

Zu sehen gibt es aber auch die "Opfer" des Brauereiwesens: Etwa den Standort des Bayreuther Tors. Ein Eingang in die Stadt, der aber irgendwann nur noch Hindernis für die Pferdefuhrwerke war. Die Konsequenz: Der Abriss.

Erlangen als lebendige Bierstadt

© Fotos: Harald Sippel

Auch den Gang in die "Unterwelt" bietet Emmy an. Am Martin-Luther-Platz wird in einen Keller abgestiegen. Im Anschluss ist aber klar: Jetzt ist Schluss mit der Theorie, ein Bier muss her. Natürlich eins aus Erlangen!

 

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