Neue Flüchtlinge in Alterlangen: "Es kommen Familien"

19.2.2014, 17:50 Uhr
Neue Flüchtlinge in Alterlangen:

© Harald Sippel

Die Frau, die sich vor der großen Versammlung zu Wort meldet, arbeitet seit langem ehrenamtlich für die Erlanger Flüchtlingsbetreuung, für EFIE. „Sie machen sich unnötig Sorgen“, sagt sie: „Es kommen keine Verbrecher, sondern Familien“.

Beifall bekommt sie dafür, etliche klatschen, aber es gibt auch einige, denen die Sätze nicht so recht schmecken. Sie rollen die Augen und verziehen das Gesicht.

Gut 150 Erlanger sitzen in dem riesigen Saal im Bodelschwingh-Haus. Sie sind einer Einladung der Stadt gefolgt. Wohncontainer für Flüchtlinge wird die Stadt aufstellen, am Wendehammer am Ende der Kosbacher Dammes. Ende März oder Anfang April sollen 30 Flüchtlinge dort eine Bleibe finden.

Sozialreferentin Elisabeth Preuß informiert die Bürger. „Sorgen und Fragen zu haben, das ist legitim“, sagt Preuß. Sie erklärt, warum die Stadt die Wohncontainer aufstellt: Das Aufnahmelager für Flüchtlinge in Zirndorf ist überfüllt. Die Kommunen müssen Asylbewerber aufnehmen. Weil bei der gewaltigen Wohnungsnot die Stadt Erlangen so schnell keine festen Gebäude bereitstellen kann, bleiben nur noch Wohncontainer.

Elisabeth Preuß weiß um den Unwillen, den es deshalb gibt. Im Vorfeld hat sie Mails erhalten, die zeigen, dass es etlichen Bürgern überhaupt nicht gefällt. Flüchtlinge in ihre Nähe zu bekommen. Die Sozialreferentin lässt sich dadurch nicht beirren. Auch wenn es für viele unpopulär ist, auch wenn sie sich gerade um das Amt des Oberbürgermeisters bewirbt: „Es ist jedem Bürger zuzumuten, in der Nachbarschaft von Flüchtlingen zu wohnen“, sagt sie. Preuß holt sich für diese Aussage zusätzliche Autorität. Dies sei nicht nur ihre Meinung, erklärt Preuß explizit: Alle Fraktionen im Stadtrat — von rechts bis links — seien sich darin einig. In diesem Punkt seien alle einer Meinung, auch wenn an dem Abend im Bodelschwingh-Haus Elisabeth Preuß die unbequeme Position alleine zu vertreten hat.

Wenn verschiedene Nationalitäten zusammenlebten, gebe es doch Ärger, befürchtet ein Senior. Ein anderer versteht nicht recht, warum die Flüchtlinge gerade in Alterlangen wohnen sollten. Die in der Pommernstraße hätten sich doch auch erfolgreich gegen Container gewehrt. Die Flüchtlinge, meint ein anderer, sollten doch auf alle Stadtteile gerecht verteilt werden.

Solche Aussagen, die keine wirkliche Empathie für die Flüchtlinge erkennen lassen, fordern andere Bürger heraus. Die Türkei, ein wesentlich ärmeres Land als Deutschland, sagt ein anderer Mann, habe vier Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Hier gehe es um 30: „Bleiben Sie mit ihren Sorgen doch auf dem Teppich“. Ein anderer Herr hat seine persönliche Geschichte nicht vergessen: „Ich bin in den 50er Jahren selbst als Flüchtling hierhergekommen. Die Diskussion ist grausam, sie zeigt, wie satt wir geworden sind“, hält er den Bedenkenträgern entgegen. Befürchtungen vor einer erhöhten Kriminalitätsrate entbehren der Grundlage. Bei der Versammlung, in der es um die Container in der Schenkstraße ging, war Erlangens Polizeichef Adolf Blöchl zugegen. Er sagte ganz klar: „Es gibt keine erhöhte Kriminalitätsrate in der Umgebung von Flüchtlingswohnheimen.“

Die überwiegende Mehrzahl der Menschen im Bodelschwingh-Haus will helfen und die Flüchtlinge in ihrem Stadtteil aufnehmen. Elisabeth Preuß freut sich darüber. Sie ist nach der Veranstaltung erleichtert und kündigt ein neues Treffen an: Wenn die Flüchtlinge Anfang April eintreffen, will sie die Anwohner noch einmal einladen.

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