Geschichte aus Neunkirchen voll falscher Fährten

14.1.2016, 12:30 Uhr
Geschichte aus Neunkirchen voll falscher Fährten

© Foto: Udo Güldner

Die winterlich finstere Marktgemeinde weckt ein markerschütternder Schrei. Dann verängstigt plötzliche Stille die Anwohner des Zehntplatzes. Das herbeigerufene ungleiche Ermittlerpaar der fiktiven Mordkommission Forchheim findet keine Leiche, wohl aber Hinweise auf ein Verbrechen. Der genusssüchtige Josef Kartl und sein sportlicher Assistent Max Neuner tappen zuerst noch im Dunkeln, bringen aber bald schon Licht in eine bizarre Geschichte um Kokain, Taschen voller Geld und verschwundene Frauen, die am Ende drei Menschen das Leben kosten wird.

Parallelen mit dem eigenen Leben weist Harald Weiß von sich. Auch wenn Kartl dasselbe Alter wie sein Erfinder und dieselbe Schwäche für gutes Essen hat und der deutlich jüngere Neuner wie sein Schöpfer gerne „Die toten Hosen“ hört. Geschrieben habe er schon immer, erläutert Harald Weiß, der seinen Nachnamen aus ästhetischen Gründen auf dem Buchcover in „Weiss“ geändert hat. „Seit ich sechzehn war habe ich Märchen und Gedichte zu Papier gebracht.“

Nun also eine spannende und leicht lesbare Erzählung mit viel Lokalkolorit, die den Leser ebenso lange im Unklaren lässt, wie die beiden Polizisten. Nur ein Armkettchen verbindet die einzelnen Geschehnisse, die zu Verdächtigen nach Bamberg, zu einer Weltfirma nach Erlangen, zur Lokalzeitung nach Forchheim und zu Tatorten rund um Neunkirchen am Brand führen. Drei Jahre haben der Findungsprozess, der Entwurf und die Überarbeitung in Anspruch genommen. Zu Papier gebracht hat der Romandebütant sein Werk während der Zugfahrten zu seinem Arbeitsplatz beim Nürnberger Verlag. „Handschriftlich, da kann ich meine Gedanken am besten einfangen.“

In Nürnberg selbst, der Stadt, in der er geboren wurde und seine Jugend verbracht hat, wollte der Autor das Geschehen nicht ansiedeln. „Seit 15 Jahren lebe ich in Neunkirchen, das ist mein Mittelpunkt, hier muss die Geschichte spielen.“

Allerdings ist das „Spiel des Schattens“ trotz seiner detailreichen Genauigkeit nicht nur ein Buch für Ortskundige, die das Gasthaus „Zur Traube“ in Ebersbach, den Campingplatz am Kreuzweiher bei Röckenhof oder die Landschaft zwischen Ebersbach und Marloffstein kennen. Harald Weiß, der selbst gerne fränkische Kriminalromane und Psychothriller liest, hat während seiner kreativen Phase im letzten Sommer allerdings kein anderes Buch angefasst. „Beim Schreiben braucht es einen klaren Kopf.“

Ganz in der Tradition der Hardboiled-Autoren Raymond Chandler oder Dashiell Hammett verzichtet Harald Weiß auf allzu viel Psychologisierung. „Ich habe nur sehr wenig Privatleben eingeflochten, nur etwas damit gespielt, es nicht überstrapaziert.“

Auch Gedankengänge finden nur geringen Niederschlag innerhalb der zwanzig Kapitel. Die Dialoge treiben die Handlung voran, die ein Kapitel lang sogar Station in der Lokalredaktion der NN Forchheim macht. „Die kannte ich beim Schreiben gar nicht.“ Was für Harald Weiß, der sonst jede Kleinigkeit aufwendig recherchiert hat, ungewöhnlich ist. Wie Leichen riechen, wie die Polizei-Funksprüche klingen, wie der Kripo-Alltag aussieht, damit hat er sich beschäftigt.

Schon zwei Mal nachgedruckt

„Ich hatte nie gedacht, dass das jemanden interessieren würde. Ich habe nur für mich geschrieben,“ zeigt sich Harald Weiß überrascht, der bereits die dritte Auflage bei der örtlichen Druckerei Stengl in Auftrag gegeben hat.

Harald Weiss, „Spiel des Schattens. Kartl und Neuner ermitteln“, 209 Seiten, Taschenbuch, 11,90 Euro, ISBN 9-783000-513480, ist im Buchhandel erhältlich.

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