Lehrreiches Wandern

17.4.2012, 00:00 Uhr
Lehrreiches Wandern

© Scott Johnston

Der Spielplatz ist auch der Ausgangspunkt des Lehrpfades, der mit insgesamt 13 Stationen dann steil bergauf bis zum Solarfeld oberhalb von Oberrüsselbach führt. „An keiner anderen Stelle in unserer Gegend lässt sich der Übergang von unterschiedlichen Schichten aus dem Erdmittelalter an der Erdoberfläche so deutlich erkennen“, erläutert Geografielehrerin Ruth Gößwein, die zusammen mit ihrer Kollegin Lisa Wagner, die in Rüsselbach wohnt, das Projekt begleitet hat.

Die Schülerinnen und Schüler besuchten zunächst die Lehrpfade in Kalchreuth sowie Obertrubach und analysierten sie kritisch. „Das Ziel war, die Informationsschilder so zu gestalten, dass nicht nur Fachleute, sondern auch Laien sie verstehen“, hebt Ruth Gößwein hervor.

Für Andreas Schleppe, einen der Gymnasiasten, war dies auch eines der Hauptprobleme: „Wir mussten geologische Sachverhalte allgemeinverständlich darstellen sowie Fachbegriffe entsprechend umschreiben – und das mit möglichst wenigen Worten, damit lange Texte die Leser nicht abschrecken.“

Enttäuscht waren die Schüler, dass sie bei Kontakten mit Institutionen oder Firmen nicht ernst genommen und häufig vertröstet wurden. Erst durch persönliche Kontakte und mit Unterstützung der Lehrkräfte ließ sich die Verwirklichung vorantreiben.

Sehr konstruktiv war dagegen ein „Probelauf“ mit den Eltern der Schüler. Hier wurde das Konzept vorgestellt und auf seine Tauglichkeit getestet.

Dabei stellte sich heraus, dass die Gymnasiasten mit dem Layout der Tafeln überfordert waren. Ruth Gößwein: „Das ist nicht schlimm, sondern wird vielmehr dem Sinn des P-Seminars gerecht, das nah an der Realität orientiert sein soll. Wenn ich auf einem Fachgebiet nicht firm bin, ist es schließlich besser, diese Aufgabe auszulagern. Ich muss mich dann eben um die Finanzierung kümmern.“

Für die Gymnasiasten bedeutete dies: Auf Sponsorensuche gehen. Glücklicherweise war die Künstlerin Kerstin Kassel, die in Oberrüsselbach ihr Atelier hat, bereit, an dem Konzept mitzuwirken. Sie ordnete die Texte, Grafiken und Bilder, die die Schüler zusammengetragen hatten, mit speziellen Computerprogrammen so an, dass die Tafeln nicht nur sehr ansprechend und professionell aussehen, sondern sich von denen anderer Lehrpfade höchstens dadurch unterscheiden, dass die Erläuterungen deutlich leichter zu begreifen sind.

Als Logo und für die Markierung des Wegs wurde ein Belemnit gewählt., im Volksmund „Donnerkeil“ oder „Teufelsfinger“ genannt. Er ähnelt heutigen Kalmaren, besaß einen Tintenbeutel und zehn Fangarme mit Haken.

Rund um Rüsselbach sind zahlreiche Versteinerungen dieser urzeitlichen Meeresbewohner zu finden. Der bekanntere Ammonit verweist auf den jeweiligen Standort der Tafel.

Die Schüler informieren nicht nur über die geologischen Formationen des Jura, die vor zirka 145 bis 200 Millionen Jahren entstanden sind, sondern auch über deren Auswirkungen auf die Bewirtschaftung durch die Menschen. Wegen des Kalksteins versickert das Wasser auf den Hochflächen sehr schnell, was die Bestellung der Felder ebenso erschwert wie die zahlreichen Bruchstücke, die in den Äckern zu finden sind.

Gott sei Dank gibt es jedoch auch Tonschichten, so dass bei Kirch- und Oberrüsselbach Quellen aus dem Berg sprudeln. Der Sage nach soll freilich 1806 ein Husar vor feindlichen Reitern geflohen und sein Pferd den steilen Absturz bei Oberrüsselbach hinunter gesprungen sein. Wo die Hufe aufschlugen, sei dann ein Bächlein entsprungen, was sich aber wissenschaftlich wohl kaum halten lässt.

Die Entstehung der Sinterstufen im Rüsselbach skizzieren die Gymnasiasten ebenso wie das Schmücken der Osterbrunnen. Der alte Kirchenweg von Dorfhaus nach Kirchrüsselbach wird mit historischen Fotos dokumentiert.

Geschäftsleute und Privatpersonen übernahmen Patenschaften für die Schilder. Hinzu kamen Spenden unter anderem vom Förderverein des Rüsselbacher Dorfverschönerungsvereins, dem Lions-Club Eckental-Heroldsberg und den Vereinigten Raiffeisenbanken. Die Gemeinde Igensdorf übernimmt nicht nur die Stützen für die Tafeln, sondern kümmert sich auch um die Aufstellung.

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