"Lieber tot als rot!": Hass-Post aus Erlangen

15.1.2015, 06:02 Uhr

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„Hallo Katja, Deine Tage sind gezählt, 2017 wirst Du abgewählt!“ „Nie wieder SED! Nie wieder roter Terror!“ „Es lebe das Heilige Deutschland“, steht auf der Karte, die, adressiert an die Oberbürgermeisterin, kurz vor Weihnachten bei der Stadt Eisenach eingeht.

Nicht ungewöhnlich

Nicht ungewöhnlich für die Linken-Politikerin Katja Wolf, die seit 2012 an der Spitze der Stadt Eisenach steht und immer wieder Post von Burschenschaftlern bekommt — nicht nur aus Erlangen. „Die Jungs haben immer wieder das Bedürfnis, mich mit Post zu beglücken“, sagt Wolf. „Für mich aber jetzt nicht der Punkt, dass mir der Schrecken in die Knochen gefahren wäre.“

Bekannt ist Eisenach nicht nur als Auto- und Lutherstadt, sondern vor allem wegen der Wartburg, die hoch über der Stadt am Nordrand des Thüringer Waldes thront. Sie wurde 1067 gegründet und gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe — und ist Wallfahrtsstätte der Burschenschaften.

Strich durch die Rechnung

2014 machte der Stiftungsrat der Wartburg-Stiftung der Deutschen Burschenschaft (DB), ein Dachverband von Burschenschaften aus Deutschland, Österreich und sogar Chile, einen Strich durch die Rechnung, in dem sie dem DB den Burghof nicht mehr vermietete. Den stramm rechten Akademikern wurde es damit unmöglich, auf der Wartburg zu feiern.

Die Deutsche Burschenschaft ist auch jener Dachverband, der in den vergangenen Jahren immer weiter nach rechts gerückt ist und durch Diskussionen über eine Art „Ariernachweis“ für Burschenschaftler von sich reden machte. Die 1884 gegründete Erlanger Burschenschaft Frankonia ist Mitglied in der Deutschen Burschenschaft — als einzige Studentenverbindung in Erlangen.

Dass die Oberbürgermeisterin Mitglied der Linkspartei ist, macht sie damit offensichtlich für einige Verbindungsburschen zur idealen Zielscheibe. Als sie ihre erste Karte mit ähnlichen Sprüchen erhielt, sei ihr das schon „in die Magengrube gefahren“, erinnert sie sich. Doch auch wenn sie sich mittlerweile an solche Post gewöhnt hat, lässt es sie immer noch nicht ganz kalt. „Es ist schon so, dass bei mir so ein gewisses Entsetzen noch da ist. Es ist der blanke Hass, der einem da entgegenschlägt.“

Verfassungsschutz ermittelt

Die Karte habe man deshalb auch nicht einfach weggeworfen, sondern an den Verfassungsschutz weitergeleitet, „um einfach noch einmal deutlich zu machen, dass ich das als durchaus bedrohlich wahrgenommen habe“, berichtet Katja Wolf weiter.

Sowohl eine mündliche als auch eine schriftliche Anfrage der Erlanger Nachrichtren an die Frankonia blieb bislang unbeantwortet.

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