Michael Polster aus Neunkirchen feiert Primiz

26.3.2018, 11:00 Uhr
Michael Polster aus Neunkirchen feiert Primiz

© F.:Anika Taiber-Groh

Pfarrer wird er aber erst nach vier bis sechs Jahren als Kaplan. Das ist gewissermaßen der zweite Teil seiner praktischen Lehrzeit. Denn seit seiner Weihe zum Diakon 2017 arbeitet er schon in der Pfarrei Herz Jesu in Ingolstadt. Geradlinig verlief sein Weg nicht.

Das Fachabitur gestattete ihm kein Studium der Theologie an einer Universität. Deshalb ging er zuerst nach Eichstätt an die dortige Fachhochschule, studierte Religionspädagogik und schloss mit der fachgebundenen Hochschulreife ab. 2008/09 absolvierte er das Propädeutikum im Priesterseminar in Würzburg.

Als Glaubens- und Lebensschule beschreibt er dieses Jahr, in dem er auch die fehlenden Griechisch- und Hebräischkenntnisse nachholte. Als bleibende Erinnerung nennt er einen einmonatigen Aufenthalt in Israel. "Es war schon ein bisschen befremdlich, wenn man an der Grabeskirche einfach so vorbeilief, weil man zum Markt wollte", sagt er über seine Tage in Jerusalem.

2013 geschah das, was er heute als "Fehlverhalten" bezeichnet. Ihm wurde vorgeworfen, Hitler parodiert zu haben. Von einem antisemitischen Geist bei Teilen der Seminaristen war in der Presse die Rede. "Ich würde die Zeit gerne zurückdrehen", sagt er heute nach einer Sensibilisierung durch psychologische Betreuung.

Der Weg zu seinem Berufsziel schien nach der Entlassung aus dem Priesterseminar erst einmal verschlossen. Vom massiven Pressedruck als Auslöser spricht er. Trotzdem studierte er weiter und schloss die universitäre Ausbildung mit dem Magister ab. Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke ließ Polster in seinem Bistum den Weg zum Priester weitergehen.

Was erwartet sich der Priesteramtskandidat von seiner künftigen Arbeit in Zeiten des Priestermangels? "Für die nächsten 20 Jahre kommen wir mit den Priestern aus." Das Zahlenverhältnis Geistlicher und aktive Gläubige sei nicht schlechter als früher, vor allem weil die Stellen für pastorale Mitarbeiter aufgestockt wurden. "In Herz-Jesu betreuen fünf hauptamtliche Mitarbeiter 7000 Katholiken. Aber wie viele sind aktiv?" Mit Strukturveränderungen bei den Pfarreien ist Eichstätt vorsichtig. "Zu große Pfarrsprengel werden den Leuten nicht gerecht."

"Ein Pfarrer ist der Manager eines kleinen Betriebs." Das hat er inzwischen erlebt, vom häufigen Klingeln an der Tür des Pfarrhauses bis zu rechtlichen Aufgaben. Bei letzterem nennt Polster nicht etwa die Leitung der Kirchenstiftung als juristische Person, sondern die Eheschließung. Das klingt für deutsche Ohren befremdlich, aber Katholiken leben auch in Ländern, die keine standesamtliche Trauung, sondern nur die Eheschließung nach den Regeln einer Religionsgemeinschaft kennen oder diese einer Ziviltrauung gleichstellen. Das ist durchaus ein Thema in einer Pfarrei wie Herz Jesu, in der viele Audimitarbeiter aus aller Welt leben.

Polster weiß sehr wohl, dass er als Pfarrer eher fünf Formulare ausgefüllt und unterschrieben hat, ehe er mit einem seelsorgerischen oder gar theologischen Problem konfrontiert werden wird. Angst macht ihm die Aufgabenfülle und die zunehmende Verwaltung nicht, auch wenn er auf Gebieten wie Buchführung und Finanzmanagement keine zusätzliche Ausbildung erhalten hat. Er setzt zuversichtlich auf die Fachleute an seiner Seite, von der Pfarrsekretärin bis zum ehrenamtlichen Finanzverwalter. Für ihn ist es sogar eine "Luxusituation", wie viele Aufgaben von den bezahlten Hauptamtlichen abgedeckt werden.

Über eines ist er aber froh: Dass das Bistum Eichstätt daran denkt, die Rechtsform der katholischen Kindergärten abzuändern in eine Art GmbH, an deren Spitze dann ein Fachmann für die Personalentscheidungen und die Finanzen zuständig ist. Verhaltener Optimismus spricht aus Polsters Überlegungen und nicht unbedingt das Bedürfnis nach größeren Veränderungen. Trotz seines Gedankens zum Abschluss: "Ich will nicht der Letzte sein, der das Licht ausmacht."

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