Mumpfeln und pfopfern

4.5.2007, 00:00 Uhr
Mumpfeln und pfopfern

© Gröber/oh

Einen fränkischen (Mundart-)Abend hatte Büeler da als Abschiedsgala angerichtet, der als klassischer Fünfakter daher kam.

Zur Einstimmung erst einmal der Mundart-Musen-Kusz, der der sprechenden Metropolregion um Nürnberg herum so trefflich aufs Maul schaut. Und der das poetisch Wiedergekäute beispielsweise in ursprünglich japanische Haiku-Verse fasst («Der Vollmond/ über Erlangen/ wird nie ein Lebkuchen»).

2. Akt: Bamberger Stadtführung mit Krischker, wobei an diesem Abend schier babylonischer Sprachverwirrung nie ganz geklärt werden konnte, ob er nun Klaus oder Wolfgang oder doch Gerhard heißt. Er erinnerte jedenfalls an Kindertage, die wie Brausepulver waren, und hatte ebenso kurze wie schmerzhafte Sätze parat: «Bamberger Altstadt, vom Krieg verschont, vom Stadtrat nicht».

Zwischen Höhepunkt (3. Akt) und Katastrophe (letzter Akt), was natürlich Schamberger gestaltete, waren Gitarre und loses Mundwerk des Franken-Barden Wolfgang Buck zu hören. In den Extremen zwischen Franken-Hasser und -Liebhaber zauberte er das Aischtal an den Sambesi, das Maintal in die Mongolei und Franken überhaupt hinüber an den Ganges.

So weit weg will Klaus Schamberger nicht. Von Wendelstein, wo er zuhause ist, will er in seine Kleingartensiedlung am Kanal oder höchstens bis aufs Walberla. Zurück in die Kindheit will er und bloß nicht wieder auf Kreuzfahrt gehen, keine tätowierten Leute sehen und keine Vögel oder Drachenflieger, die auf Stromleitungen koten und Stromausfall verschulden.

Schamberger «mumpfelt», sagt er selbst, und das liegt irgendwo zwischen grummeln und mosern. Seine hintersinnig-grotesk-liebevollen Spielchen mit Sprache, mit Schwächen, mit Mysterien des fränkischen Alltags moderiert er vor sich hinpfopfernd. Seine Mundart-Geschichten, die eigentliche große Glossen sind und die besten im Schäuferle-Land, spießen Denglisch auf und Eva-Prinzip, Wellness-Hysterie und Digitalfernsehen, den «Urlaub daham» und den Stammtisch um die Ecke.

Deshalb ist es jammerschade, eine Tragödie gar, wenn er nur noch Bücher schreibt und auf Bayern 1 sein «Gschmarri zum Wochenende» ablästert. Hoffnung aber gibt es: Die Rente mit 67. EDWARD BENESCH