Neunkirchen ist eine Fundgrube des Mittelalters

13.8.2017, 11:00 Uhr
Neunkirchen ist eine Fundgrube des Mittelalters

© Fotos: Tschuch

Der Grund für die Ausgrabung im Innerort ist ganz simpel. Da der Bauherr des geplanten Neubaus in der Polstergasse eine Tiefgarage unter das Gebäude setzen will, ist eine Grabung zwingend erforderlich. Die veranlasst der Bauherr im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege. In diesem Fall beauftragte er den Archäologischen Service Tschuch aus Nürnberg. Dessen Inhaber Matthias Tschuch und seine Mitarbeiter buddelten mit Unterbrechungen zirka drei Monate lang in der Polstergasse.

Neunkirchen ist eine Fundgrube des Mittelalters

Während der Grabungen sind die Grabungsleiter meist ebenso wortkarg wie das Landesamt für Denkmalpflege. Inzwischen allerdings sind die Ausgrabungen in der Polstergasse beendet. Die Ergebnisse können sich laut Tschuch sehen lassen. "Wir haben viele Befunde aus dem Spätmittelalter, der Frühzeit und einige aus dem Hochmittelalter, wenige aus vorgeschichtlicher Zeit." Das sei nicht verwunderlich. Dass Neunkirchen schon in grauer Vorzeit besiedelt war, wird schon länger vermutet.

Doch zurück ins Mittelalter. Matthias Tschuch erzählt schier begeistert von einer einzigartigen Befunddichte in der Polstergasse. Man habe zwar nur sehr wenig Metall gefunden, jedoch sehr viele Gruben, die jeweils zu Konstruktionen gehören. Das Besondere sei, dass "hier jeder Bodeneingriff nachvollziehbar ist".

Zu den vorzeigbaren Ausgrabungen zählen mehr als ein Dutzend gut erhaltener Keramiken, schildert der Grabungsleiter, überwiegend aus dem Spätmittelalter - also zwischen 1300 und 1500 - und auch aus der frühen Neuzeit.

Besonders erfreut zeigte sich Matthias Tschuch, auf dem vergleichsweise engen Raum von 1200 Quadratmetern auf gleich vier Brunnen gestoßen zu sein. Anhand der Funde und der Verfüllungen, erläutert er, lasse sich das jeweilige Alter der Brunnen bestimmen. Der älteste sei auf jeden Fall vor 1500 gegraben worden. Besonders beeindruckt hätten ihn die teils aufwendigen Konstruktionen aus Holz am Brunnenfuß.

Insgesamt ergäben die Befunde Erkenntnisse über die Siedlungsstrukturen in Neunkirchen über einen längeren Zeitraum, ist Tschuch überzeugt. Freilich werden die ermittelten Funde und die Befunde derzeit noch ausgewertet.

Die Dokumentation und die Funde sind unterdessen beim Landesamt für Denkmalpflege in Schloss Seehof gelandet. Die Dokumentation der Grabung verbleibt auch dort. Was die Funde anlangt, läuft der Hase anders. Das Eigentum daran wird durch das Bürgerliche Gesetzbuch geregelt. Dort steht, dass die Funde je zur Hälfte dem Grundstücksbesitzer und dem Finder zustehen, sagt Martina Pauli, zuständige Referentin für die Neunkirchner Ausgrabungen beim Landesamt für Denkmalpflege im Schloss Seehof. In der Folge müssen sich Eigentümer und Finder - in unserem Fall der Bauherr in Personalunion, da er ja das Grabungsbüro beauftragt hatte - erklären, ob sie die Funde behalten wollen.

Wenn ja, ist der Bauherr verpflichtet, die Funde fachgemäß restaurieren zu lassen und sachgerecht zu lagern. "Das ist oft recht aufwendig. Deshalb werden Funde meistens an den Staat abgetreten", weiß Pauli. Nach der Restaurierung gehen die Funde daher in aller Regel in die archäologische Staatssammlung nach München.

Grundsätzlich, erklärt sie, hätten aber auch regionale Museen die Möglichkeit, bei der Staatssammlung zu beantragen, Funde bei sich auszustellen, soweit sie für das jeweilige Museum interessant sind.

Keine Kommentare