Pianist Martello verzaubert und verärgert Erlangen

9.6.2014, 19:22 Uhr
Pianist Martello verzaubert und verärgert Erlangen

© Peter Schulze-Zachau

Am Fuße der Bergkirchweih bot der Piano-Aktivist aus Konstanz, der mit seinem Instrument die Welt bereist, das Kontrastprogramm zu den wummernden Bässen auf den vollbesetzten Kellern. Ein Fahrrad mit Anhängerkupplung macht den mit einem Verstärker versehenen Flügel des 32-Jährigen mobil und führte den Künstler und sein Werkzeug am Sonntagabend in die Bergstraße. Also mitten in den Trubel. Und dann spielte er einfach drauflos.

Viele Menschen konnten sich seiner Musik nicht entziehen, blieben stehen, lauschten, machten Fotos und Videos von Martello. Und der suchte den Kontakt mit den Hugenottenstädtern. Immer wieder forderte er die Zuschauer auf, Liedwünsche zu äußern und jeder der dabei war, wird bestätigen: Sogar Songs von Peter Wackel bekommen plötzlich eine niveauvolle Note, wenn sie auf dem Klavier interpretiert werden.

 

Im Laufe des Abends zogen Martello und sein Piano immer weiter in Richtung Martin-Luther-Platz, irgendwo dazwischen entstand auch dieses Video der Erlanger Nachrichten:

 

Auf dem Martin-Luther-Platz angekommen, dem Epizentrum der After-Berg-Feierlichkeiten, fanden Martellos Darbietungen dann ein jähes Ende. Der Musiker besaß keine Genehmigung für das Spielen in der Öffentlichkeit, weshalb er ab 22 Uhr mehrmals gebeten wurde, aufzuhören. Einige Anwohner hatten sich beschwert, letztlich ging bei der Polizei eine Anzeige wegen unzulässigen Lärms ein.

 

Und nun wird es haarig: Weil Martello offenbar nicht Folge leistete und munter weiterspielte, wurde er – nach eigener Aussage auf seiner Facebook-Seite Klavierkunst - von etwa 20 Polizisten abgeführt. Auch schreibt er, die Polizei hätte ihm auf die Finger geschlagen, was zwar wehtat, aber offenbar kein Grund war, das Spielen einzustellen. Am Ende, so Martello, fand er sich in der Polizeizentrale wieder, wo er einen Alkoholtest machen durfte und nach drei Stunden wieder entlassen wurde. "Die Gedanken sind frei! Und jetzt bin ich tatsächlich wieder frei", schreibt der Pianist.

Die Polizei wollte sich am Sonntag gegenüber der Online-Redaktion nicht näher zu den Vorfällen äußern. Sie bestätigt lediglich, dass es eine Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit gab, Martello keine Genehmigung hatte und der Einsatz von 22 Uhr bis 1.25 Uhr dauerte. Martello war am Sonntag von Seiten der Online-Redaktion nicht zu erreichen.

Dafür meldete sich aber die Stadt Erlangen zu Wort und entschuldigte sich via Twitter:

In einem weiteren Tweet schlägt die Hugenottenstadt vor, das ganze demnächst mit Genehmigung zu wiederholen. Auch OB Florian Janik hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet: "Ich würde mich freuen, Ihn mal bei einem genehmigten Straßenkonzert in Erlangen begrüßen zu können. Aber da es Beschwerden der Anwohner gab, konnte die Polizei das Konzert am zweiten Standort Martin-Luther-Platz nur beenden. War eben nicht genehmigt. Übrigens: Am ersten Konzertort konnte er noch ein Abschiedsständchen spielen."

Hier Martellos Beitrag auf seiner Facebook-Seite Klavierkunst:

 

 

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