Siemens und Stadtwerke stellen Energiewende infrage

6.11.2013, 10:14 Uhr
Siemens und Stadtwerke stellen Energiewende infrage

© Erich Malter

Mit diesen Worten zitierte Wolfgang Geus in seinem Eingangsstatement den EU-Energiekommissar Günther Hermann Oettinger. Und Udo Niehage legte noch eines drauf: "Man belächelt uns im Ausland bereits wegen der Energiewende". Die drei auch im Rahmen der Energiewende notwendigen Ziele "Bezahlbarkeit der Energie", "Nachhaltigkeit“ und "Versorgungssicherheit" sieht Niehage in Gefahr.

Er malte das Gespenst des Arbeitsplatzverlusts an die Wand, indem er unter anderem behauptete: "Wir haben heute schon einen Substanzverlust in der Grundstoffindustrie. Die Verarbeitende Industrie geht vermutlich hinterher". Der 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Erlangen, Wolfgang Niclas, hielt dem in der späteren Diskussion entgegen, dass durch die Energiewende Arbeitsplätze nicht nur gesichert, sondern auch neue geschaffen werden.

Neben Strom auch Gas

Wolfgang Geus mahnte vor allem, sich künftig nicht nur mit der "Dimension Strom" zu befassen, sondern auch an Gas zu denken. "Wir müssen Strom und Gas zusammenbringen und wegkommen vom reinen Kilowatt-Preis für den Strom". Im Übrigen seien die letzten Preissteigerungen auch bei den Erlanger Stadtwerken ausschließlich auf die Erhöhung von Gebühren und Abgaben zurückzuführen.

Der Hinweis auf die Nutzung von Gas im Zusammenhang mit der Energieerzeugung kam Niehage sehr zupass. Mehrmals forderte er, weitere hoch effiziente Gaskraftwerke wie das "Weltrekord-Kraftwerk" von Siemens in Irsching, das mit einem Wirkungsgrad von gut 60 Prozent arbeitet, zu bauen, um die bei der Energieerzeugung durch Wind und Sonne entstehenden Lücken damit abzudecken. Dabei beklagte er auch, dass alte Kohlekraftwerke, weil sie bereits abgeschrieben sind, den Strom günstiger produzieren können als solche neuen Kraftwerke.

Höhere Strompreise

Eigentlich waren sich die rund 100 Zuhörer im Saal mit Niehage und Geus ziemlich einig darin, dass man neue Kraftwerke braucht. Sogar die etwas trickreiche Abfrage von Moderator Andreas Schumacher von Siemens Financial Services, der die Besucher aufforderte, eine Hand zu heben, wer mit einer Strompreiserhöhung von zehn bis 30 Prozent einverstanden sei, und beide Hände zu heben, wer mehr als 30 Prozent akzeptiere, schien zu beweisen: Alle sind mit höheren Strompreisen einverstanden. Denn es war ein Händemeer in der kleinen Halle zu erkennen.

Allein ein Physiker mochte in diesen Konsens nicht einstimmen. Er wies deutlich darauf hin, dass man alle durch die Stromerzeugung entstehenden Kosten – also auch die CO2-Probleme und einen später eventuell notwendigen Rückbau – bei den Kosten mit berücksichtigen müsse. Dann sei der Strom aus regenerativen Energien sofort wesentlich billiger als der aus konventionellen Kraftwerken, betonte er. "Bei Kernkraftwerken ist das noch schlimmer".

Wohlstand im Land

Das sei zwar richtig, bestätigte Niehage, mahnte jedoch unter anderem, den internationalen Wettbewerb und den Wohlstand im Land ebenfalls zu betrachten.

Einig mit Wolfgang Geus ist er sich nicht nur bei den technischen Betrachtungen zur Energiewende sondern auch darin, dass die zukünftige neue Bundesregierung in ihren gerade laufenden Koalitionsverhandlungen das "Erneuerbare-Energien-Gesetz" überarbeiten muss, damit die Kosten für den Strom nicht in die Höhe schießen.

Denn je mehr Strom aus regenerativen Energien erzeugt wird, desto höher sind die subventionierten Vergütungen dafür. Diese Kosten werden auf den Strompreis umgelegt, was die Kosten für den Privatmann in die Höhe treibt. "Wenn wir das so weiter laufen lassen, wage ich keine Prognose, wo der Preis hingeht", sagte Wolfgang Geus.

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