Solarmodul-Affäre: Erlanger Vizelandrat Pech verhaftet

11.10.2017, 21:55 Uhr
Soll in illegale Machenschaften verwickelt sein: Christian Pech.

© Fotos: dpa, Harald Sippel Soll in illegale Machenschaften verwickelt sein: Christian Pech.

Die zuständige Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth darf aus Datenschutzgründen die Verhaftung Pechs nicht bestätigen. Nach Informationen der Nürnberger Nachrichten saß der 41-Jährige bereits am Montag vor dem Ermittlungsrichter, der Untersuchungshaft anordnete. Am Dienstag vollstreckten Ermittler des Zollfahndungsamtes München dann den Haftbefehl. Seitdem sitzt Pech ein.

Eine Nürnberger Firma, für die der SPD-Politiker im Vertrieb tätig gewesen sein soll, wird beschuldigt, bei der Einfuhr von Solarmodulen aus China Zölle in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Auf seiner Facebook-Seite nennt Pech als aktuellen Arbeitgeber "Zhejiang Sunflower Light Energy Science & Technology LLC", auf seiner Homepage gibt er an, im Projektgeschäft im Bereich der Photovoltaik zu arbeiten, und schreibt: "Dabei kümmere ich mich vor allem um die Errichtung von Photovoltaik-Freilandanlagen."

Fahnder hatten zu Wochenbeginn 14 Wohn- und Geschäftsräume in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung beziehungsweise der Steuerhehlerei durchsucht. Ermittler sicherten mögliche Beweise unter anderem in Objekten in Nürnberg, Erlangen und im Landkreis Fürth. Beschlagnahmt wurden auch Geschäftsunterlagen in Solarparks in Baden-Württemberg.

Ausgeklügeltes Modell

Von sieben Beschuldigten chinesischer und deutscher Staatsangehörigkeit kamen drei in Untersuchungshaft, darunter Pech. Die Verdächtigen im Alter von 41 bis 56 Jahren sollen ein ausgeklügeltes Modell von Schein- und Briefkastenfirmen in Luxemburg und Hongkong genutzt haben, um Zahlungsströme bei der Geschäftsabwicklung zu verschleiern. Mehr als 150 Importvorgänge in der Zeit von November 2013 bis November 2016 sind Teil der Ermittlungen. Diese führen der Zoll und die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Abnehmer der Solarmodule waren Energie- und Solarparks im gesamten Bundesgebiet sowie im europäischen Ausland.

Es besteht der Verdacht, dass die in China produzierten Solarmodule durch die Nürnberger Firma unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und Umgehung bestehender Regelungen von China containerweise über die Seehäfen Rotterdam und Hamburg in die EU importiert worden sind.

Weggefährten "völlig perplex"

Weder unter Pechs Mobilfunkanschluss noch unter seinem Anschluss zu Hause in Möhrendorf (Kreis Erlangen-Höchstadt) nahm am Mittwochabend jemand ab. Der gebürtige Erlanger ist nicht nur Vize-Landrat, sondern auch stellvertretender Vorsitzender der SPD Erlangen-Höchstadt. Deren Kreisvorsitzender Fritz Müller reagierte "völlig perplex" auf die Frage der Nürnberger Nachrichten nach Pechs Verhaftung. Müller überraschte die Nachricht ebenso wie Andreas Hänjes, SPD-Sprecher der Kreistagsfraktion, und Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker. Landrat Alexander Tritthart (CSU) war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

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