Soul-Helden und nasse Hemden

7.10.2010, 22:58 Uhr
Soul-Helden und  nasse Hemden

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So begehen die nimmermüden Soulmen, die sogar durch einen Eintrag im Stadtlexikon geadelt sind, ihr krummes Wiegenfest an just dem Ort, an dem sie am 28. und 30. November 1984 ihr Live-Debut gaben – und dem sie im Lauf der Jahre bei diversen Faschingsveranstaltungen und anderen Festivitäten die Treue halten sollten.

Treu blieben sie sich über ein gutes Vierteljahrhundert auch selbst: Gemäß ihrem aus dem legendären „Blues-Brothers“-Film entliehenen Namen – damals noch „Smurph & The Magictones“, angelehnt an „Murph & The Magictones“, die gelangweilte Tanzcombo, mit der sich im Film die Band während Jakes Knastaufenthalt über Wasser hält – widmen sie sich damals wie heute dem klassischen, bläserlastigen Rhythm & Blues und Soul der Sechziger Jahre.

In den Achtzigern waren sie damit Teil einer Gegenbewegung zum unterkühlten NDW- und Synthie-Pop-Sound, der damals die Charts dominierte und stießen auf dankbare Ohren. Die Besetzung wechselte über die Jahre mehrmals, vor allem die Sänger gaben sich während der ersten Dekade buchstäblich das Mikro in die Hand. Unter anderem liehen Uli Poser von der Uli Randale Band, E-Werk-Band-Sänger Ton Barmentloo und der heutige Star-Club-Betreiber und Ex-One-Hit-Wonder-Star („Looking for freedom“) Franz Seeberger den „Magictones“ ihre Stimmbänder.

Ab 1991 kehrt dann mit der Verpflichtung von Wende Weigand Ruhe ein ins Frontman-Karussell. Zwei Jahre später erscheint die erste (und bis dato letzte) Live-CD der „Magictones“, eingespielt im Erlanger E-Werk. Nach dem Verschleiß etlicher Gitarristen, Drummer und Bläser, sowie einem kurzlebigen Versuch, sich musikalisch mehr in Richtung Funk zu orientieren, fällt Erlangens windkraftgetriebener Soul-Motor für knappe acht Jahre in einen Dornröschenschlaf.

Schöne Regelmäßigkeit

Erst 2007 findet sich die CD-Besetzung aufgrund eines Geburtstagswunsches wieder zusammen und sorgt seitdem mit schöner Regelmäßigkeit in der Region für schweißnasse Hemden. Dass sie am Sonntag in der Reihe „Jazz4free“ auftreten, findet Keyboarder und Kapellmeister Michael Müller-Hillebrandt, eines von vier verbliebenen Ur-Mitgliedern, durchaus logisch: „Na, völlig klar, wir spielen Jazz. Beziehungsweise das, was viele Jazz-Musiker gespielt haben, als nach den goldenen 1950ern die Gigs rarer wurden und man sich in den Studios in Detroit oder Memphis verdingen musste.“

Auch Musik-Geschichte ist eben nur eine Frage der Auslegung.